Erster wendländischer Falterabend im Allerlüd
bm Lüchow. Wenn Martin Gach in die Rolle des Faltermanns schlüpft, scheint der Schmetterlingsfan in eine andere Welt abzutauchen. Die Falter sind seine zweite Familie, mit der er sich im wahrsten Sinne des Wortes bei Tag und bei Nacht beschäftigt. Um die Nacht ging es am Freitagabend im Lüchower Allerlüd, wo Martin Gach mit Unterstützung von Andreas Ehlert den ersten wendländischen Falterabend veranstaltete und über das Leben von Nachtfaltern referierte. Auf Gachs T-Shirt prangt in großen Lettern: „Freiheit für die Schmetterlinge“. Ein Anliegen, dass ihn seit Jahren vorantreibt. Sein jüngstes Projekt ist die Falterakademie, sie sei für „Leute, die Lust auf Natur haben.“ In dem rund 40-minütigen Vortrag ging es um die verschiedenen Arten, deren Lebensweise und wie sie sich verteidigen und schützen. „Es gibt etwa 3 300 Nachtfalterarten. Und je besser sie sich verstecken können, um so besser scheinen sie zu schmecken.“ Aber es gebe viele raffinierte Mittel, mit denen die Raupen sich vor ihren Fressfeinden schützten. „Einige können ihren Kopf so einziehen, das sie ein bedrohliches Antlitz bekommen oder wie eine Schlange aussehen.“ Außerdem seien einige Nachtfalter auch am Tage aktiv. „Der Unterschied zwischen Tag- und Nachtfaltern sind die Fühler. Bei den Nachtfaltern sind diese gerade und dünner als die der Tagfalter.“
Martin Gach kennt sie alle, auch die lateinischen Namen. Untermalt mit vielen Fotos berichtete er anschaulich über die einzelnen Arten. Im Anschluss ging es zu einer im Garten aufgestellten Lichtfalle, um heranfliegende Falter direkt anzuschauen. „Je wärmer es ist, desto mehr Falter fliegen. In sehr warmen Nächten sitzt die Lichtfalle voll.“ Zusammen mit seinem Freund Andreas säßen die beiden oft bis zum Morgengrauen und beobachteten Falter. „Wir benennen sie, schreiben die gesichteten Exemplare auf und im Anschluss wird alles kartiert“ – eine Sisyphosarbeit, die für die beiden Falterfans aber von großer Bedeutung ist. „Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen schaden natürlich auch den Schmetterlingen.“
Gach geht es auch darum, den Artenreichtum zu erhalten. Cartoons, gezeichnet von Jutta Lehmann, veranschaulichten das Faltersterben durch Lichtverschmutzung, etwa durch Straßenlaternen. Das Schaffen von großzügigen Blühflächen sei existenziell, ebenso wie mehr Blühstreifen an den Deichen. „Auch dort können größere Streifen stehen bleiben. Falter brauchen ein Zuhause.“
Die Natur in all ihren Facetten faszinierte den Lüchower von Kind an. Manchmal züchtet er sogar. „In der Natur überleben von etwa 200 Eiern nur 0,5 bis ein Prozent. Das reicht aber aus.“ Andreas Ehlert hatte sogar einen bei ihm geschlüpften „Braunen Bär“ dabei. Der Abend sei ein Auftakt gewesen. Mit der Akademie möchte Gach auch in Schulen und Kindergärten gehen, um „ein Bewusstsein für die Falter zu schaffen“.