Serie Sammelleidenschaften: Der Woltersdorfer Tobias Gauster sammelt Kronkorken
rs Woltersdorf. Der eine sammelt Pokale oder Mineralien, die andere Puppen und Teddys. Und dem Woltersdorfer Tobias Gauster haben es Kronkorken angetan eben jene etwa zwei Gramm leichte und meist bunt bedruckte, kaltgewalzte Weißblechverschlüsse von Getränkeflaschen.
Und das kam so: Der heutige Gemeindebürgermeister war einst ein sehr erfolgreicher Sportschütze, der bei zahlreichen internationalen Wettbewerben vordere Platzierungen erlangte. Er sammelte die Pokale quasi nur so. Viele der für den Erfolg nötigen Lehrgänge fanden im Allgäu statt. In Bad Hindelang auf der Schnitzelalm erblickte der heute 37-Jährige vor etwa zwölf Jahren eine Collage, die aus Hunderten verschiedener Kronkorken bestand. Die könntest du auch noch sammeln, dachte der Mittzwanziger sich. Vielleicht machst du etwas Ähnliches daraus. Auch noch, weil Gauster bereits über eine CD-Sammlung verfügte, die heute rund 3.000 Exemplare umfasst. Ein Jahr lang habe ich jeden Abend etwa ein bis zwei Stunden alle CDs digitalisiert. Unmittelbar in seinem Arbeitszimmer daneben befindet sich eine weitere, jedoch deutlich kleinere Sammlung: jene der ebenfalls aus Weißblech gefertigten Axe-Deo-Dosen, von denen es eine größere Vielfalt gibt, als der Laie annehmen sollte. Einige Düfte haben aber lediglich einen neuen Namen und eine neue Verpackung erhalten, erläutert Gauster.
Doch zurück zu den Kronkorken, von denen der Woltersdorfer rund 1600 unterschiedliche besitzt. Es sei ein praktisches Hobby. Man benötige kaum Raum. Sie wiegen nicht viel und seien zumindest in der ersten Sammelphase leicht und mehr oder minder kostenfrei zu beschaffen. Das Hobby ist nicht sonderlich zeitintensiv, erläutert der Vater zweier Kinder, der beim Finanzamt arbeitet. Und wenn man selbst oder die Ehefrau die Kronkorken nicht mehr sehen könne, seien sie rasch verstaut. Viele hat mir mein Schwager von einer Weltreise mitgebracht, einige ein Freund, der bei Voelkel arbeitet. Weitere hat er selbst ergattert meist von Bieren, mit denen er sich am besten auskenne. Er trinke am liebsten Helles. Der Sammelvirus hatte ihn gar so gepackt, dass er während seiner aktiven Sportkarriere, die er 2015 beendete, bei einem Wettkampf im tschechischen Pilsen den Boden nach Kronkorken absuchte. Das ging dann aber zu weit. Er bremste daraufhin seine Sammelwut ein.
Das Sammeln ist menschlich. Dieses Gen hat jeder tief in sich, ist Gauster überzeugt. Nein, auf Sammlerbörsen gehe er nicht, bekäme durch sein Interesse aber alles Nötige nebenbei mit. Aber doppelte Exemplare habe er schon bei eBay verkauft. Der Reiz der Kronkorken liege für ihn in deren Vielfalt. Solche aus Guatemala, Nepal, Fidschi und Australien zeigt er, und kann zu jedem eine Geschichte erzählen. Die meisten sind aber aus Europa. Wichtig sei, dass sie nach dem Öffnen unbeschadet sind und keinen Flugrost aufweisen. Manchmal erhielte er sogar Verschlüsse, die nie auf Flaschen waren sogenannte Rohlinge.
Einen großen Wert habe seine Sammlung wohl nicht, allenfalls einzelne der Kronkorken. Auch der Materialwert sei überschaubar. Ein Kilogramm Weißblechschrott, das sind etwa 500 Kronkorken, haben einen Gegenwert von unter einem Euro. Aber er und seine Kinder freuen sich, wenn die Sammlung weiter wächst häufig dann, wenn er sich meist ein Mal pro Jahr südlich von Nürnberg aufhält, wo es viele kleine Brauereien gibt ein Eldorado für mich. Und vielleicht, so Gauster, fertigt er eines Tages auch eine große Collage mit seinen Deckeln etwa einen Tisch, auf dem er seine Schätze mit Gießharz verewigt.
Von Jägern und Sammlern: Wen hat die Leidenschaft gepackt?
Der Mensch ist Jäger und Sammler. Das Interesse, etwas zu besitzen, zu bewahren, zu komplettieren beginnt oft im Jugendalter oder hat dort seine Wurzeln. Hat auch Sie eine Sammelleidenschaft gepackt? Möchten Sie darüber im Kiebitz, wie Tobias Gauster, berichten, dann schreiben Sie eine E-Mail an die Adresse redaktion-kiebitz@ejz.de oder rufen Sie die (05841) 127420 an.