Künstler Wolf Richter aus Waddeweitz zieht ins Pflegeheim – freiwillig
bv Waddeweitz. Der berühmte Bhagwan Shree Rajneesh, „der mit den vielen Rolls Royce, der sich später Osho nannte“, dieser Guru gab ihm einen besonderen Namen: Garbha. „Das ist Sanskrit und bedeutet Gebärmutter“, berichtet der Künstler, der sich heute Wolf nennt. „Meine Mutter nannte mich Thomas, Baghwan Gebärmutter. Irgendwann dachte ich, verdammt, alle geben mir Namen. Das kann ich doch selber entscheiden. Und dann wurde ich Aladin. Der Name war gut. Aladin ist kreativ, abenteuerlustig, bekannt wie ein bunter Hund, hüpft von Königstochter zu Königstochter“, lacht Richter verschmitzt. „Aber das bin ich nicht mehr. Jetzt bin ich der Wolf – ich lebe ja im Wald“, bekennt der Künstler. Kiebitz besucht ihn – erneut –, aus einem besonderen Grund: In seinem Newsletter schrieb Wolf Richter, dass er beabsichtige, aus seinem Häuschen mitten im Wald in ein Pflegeheim zu ziehen – und seine Kunstsammlung jetzt auflösen möchte. Ins Pflegeheim – freiwillig? Wer macht denn sowas? „Das hat mit meiner Einstellung zu tun“, erklärt Richter. „Ich finde das nicht belastend. Dort kümmern sich Menschen um mich, es gibt Essen, sicherlich auch gute Gespräche. Und wer weiß, wie alt ich noch werde – meine Mutter ist schon 96! Gesundheitlich wird es bei mir nicht besser, ich saß schon Im Rollstuhl, und wenn dann jemand da ist, der mir hilft – wunderbar. Deshalb will ich meine Kunstwerke jetzt loswerden – ich kann ja nicht alles mitnehmen“, seufzt der Mann und steckt sich die nächste Zigarette an. Er leidet unter COPD, chronisch obstruktive Lungenerkrankung – Sucht aber kennt bekanntlich keine Zucht.
Haus und Kunstwerke werden verkauft
Er will die bunten und kreativen Werke, die er aus allen möglichen Materialien mixt, Lichtobjekte, 3-D-Installationen, großformatige Fotografien hinter antiken Fensterrahmen – zu den Preisen abgeben, die den Kunden als fair erscheint – Zeit für Schnäppchen? Sein Haus will er auch verkaufen. „Das in den Newsletter zu schreiben, war ein Fehler“, bekennt Richter. „Der Newsletter schlug eh ein wie eine Bombe. Vor allem an dem Häuschen seien viele interessiert, auch von weit her. „ich habe Anfragen aus Berlin, Köln, Bremerhaven, der Eifel. Dabei wollte ich das in Ruhe anleiern. Die Leute nehmen großen Anteil, äußern ihr Mitgefühl. Ich frage mich, warum. Ich gehe ja freiwillig ins Pflegeheim.“ Viele scheuten sich davor, ihre Freiheit aufzugeben. Er fühle sich aber nach wie vor frei. „Meine Freiheit kommt von innen“, bekennt der Mann, der vier Jahre im indischen Poona bei Baghwan verbracht hat – „eine herrliche, intensive Zeit.“
Osho betonte die Wichtigkeit von Meditation, Achtsamkeit, Liebe, Mut, Kreativität und Humor — alles Qualitäten, die er als psychologisch unterdrückt durch statische Glaubenssysteme, religiöse Traditionen und Sozialisation betrachtete, eine Revolution in den späten 1960er Jahren, er galt als Sex-Guru. „Wir waren alle mal jung“, lacht Richter, der die Jahre im Ashram nicht missen möchte. „Ich habe mich dort sogar sterilisieren lassen – Verantwortung für Kinder wollte ich auf keinen Fall übernehmen, ich wollte frei sein und absolut ungebunden.“ Das freie Leben führte ihn in alle Welt, Jahrzehnte lebte er als Hippie in allen Erdteilen. „Ich bin durch Länder gereist, die man heute meiden würde – Syrien, Libanon, Jordanien, Pakistan“. Er lebte lange auf Bali, auch als Werbefotograf. Später kehrte er zurück, fasste Fuß in der Werbebranche, lebte auf Sylt, sparte Geld – und kam 2008 per Zufall ins Wendland, das gelobte Land der Kreativen. Trotzdem blieb er eher ein Einzelgänger, ein einsamer Wolf, der Kontakt wie aus einem Raumschiff heraus per Telefon und Computer nach „draußen“ aufnahm – bis auf die Zeit der KLP. Dann stand sein Haus und Atelier offen. Wer Richter besuchen möchte oder eines seiner Kunstwerke kaufen – den Preis können Interessierte je nach Selbstein- beziehungsweise Wertschätzung selber festlegen: (0162) 81 676 21, home@art-richter.de. „Alles muss raus“, verspricht Richter.