Propeller of death

Landpartie 2022: Choas Varieté begeisterte

bv Groß Heide. Dr. Sabine ­Kotschken ist begeistert. „Ich konnte lachen wie ein Kind. Das hat wirklich gutgetan.“ Die Ärztin aus Dannenberg hat sich mitreißen lassen vom ansteckenden Humor der beiden Artisten vom Chaos Varieté, die am Pfingstsonntag in Groß Heide auftreten. Wie der Ärztin ging es den meisten der Hunderten von Zuschauern, die sich vom robusten Charme der beiden Ausnahmekomiker auf dem Wunderpunkt in Groß Heide Nr. 9 von Sebastian Ismer verzaubern ließen.

Arne Lifson und Kaspar Gross, der eine nennt sich „der Eine“, der andere „der Andere“, sind seit über zehn Jahren ein Paar auf der Bühne – angelegt als ziemlich ambivalente Beziehung, die sie kompromisslos auf der Bühne ausleben. Jeder will und keiner kann – das allerdings besser als der andere. Was sie tatsächlich zeigen, ist atemberaubend gut: Unter anderem wird mit zwei Dolchen und einem Apfel jongliert – und währenddessen ein Apfel verspeist. Gross zeigt eine Jonglage mit Händen, Füßen und sechs (!) Bällen. Auf einer improvisierten Bühne balanciert Lifson später waghalsig mit einem Brett auf einem ­Zylinder, während er mit brennenden Fackeln jongliert – und sich auf dem Kopf der in Flammen stehende „Propeller of death“ dreht.

Einmalig ist das bis ins kleinste Detail einstudierte komische Spiel miteinander, mit dem die zwei ihre Nummern verbinden – wilder, anarchistischer Humor, der ansteckend und befreiend wirkt.

Zwischen ihren phänomenalen Nummern philosophieren die beiden über ihren Beruf und die harte Zeit des Corona-Lockdowns, auch das mit einem Augenzwinkern. „Wir hatten viel Zeit, darüber nachzudenken, ob wir weitermachen sollen. Aber wir haben uns entschieden: Wir wollen euch begeistern!“, ruft Arne Lifson von der kleinen Bühne. Das Publikum johlt. „Wir machen weiter. Denn wir finden, auch wir sind systemrelevant.“ Zustimmender Jubel.

Dann fragt er das Publikum. Die spektakuläre „Apfel-of-death-Jonglage“ von Lifson kennt mindestens die Hälfte des Publikums bereits. Aber alle wollten sie trotzdem noch mal sehen. Natürlich. Wie ernst die Lage für alle war, lässt sich am gelösten Lachen des Publikums ablesen, und an der gut gefüllten Hutkasse am Ende der Show.

Endlich mal wieder unbefangen lachen über den mehr oder weniger subtilen Witz und die Situationskomik. Zum Ende möchte „der Eine“ tatsächlich eine riesige Leiter auf dem Kinn balancieren. „Du schaffst das!“, ruft ein Kind aus dem Publikum, alle lachen. „Falls nicht, ist das für mich gar nicht so schlimm“, lacht Lifson, angesichts der Leiter, die dann wohl ins Publikum fallen würde. Natürlich tut die Leiter das nicht, natürlich schafft Lifson es.

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