Ein Floß für alle Menschen

System für Bewegungseingeschränkte

rs Neu Kaliß. Mit manchen Dingen im Leben ist‘s wie mit dem sprichwörtlichen Ei des Kolumbus: Man muss kurz darüber nachsinnen und es dann einfach machen. Mit kleinen Kniffen erzielt man große Ergebnisse. Ein anderer (Binnen-)Seefahrer, der Mallißer Godehard Bromisch, der mit seiner Frau Evelyn Lügger seit Mai 2018 in Südwestmecklenburg die Floßerei betreibt, erkannte, dass nicht alle Menschen, die sein Angebot nutzen wollten, dies auch tun konnten. Bromisch aber wollte „ein Floß für alle“.

Und das kam so: Freunde – Toni Kalas und Sven Flögel – wollten vor geraumer Zeit gern eines der Flöße mieten. Jedoch ist Flögel, der früher gern Zeit am Wasser verbrachte und Wassersport ­betrieb, mittlerweile bewegungseingeschränkt und sitzt im Rollstuhl. Ihn auf eine schwankende Plattform zu bringen, wobei meist auch Höhenunterschiede zu überwinden sind, ist nicht nur recht unpraktisch, weil in der Regel vier Personen benötigt werden. Der Vorgang ist auch unwürdig. Daher ersann der Tüftler, der seine mittlerweile sieben auf der Alten Elde in Neu Kaliß vertäuten Flöße alle selbst konzipiert, ein System, das eine im Bootskörper versenkbare Hebebühne und zwei Stempel umfasst. Die hydraulisch betriebenen Aufbauten halten das Floß beim Besteigen stabil und ermög­lichen auch mit dem Rollstuhl einen leichten und sicheren Zugang auf das Floß respektive zurück ans Ufer. Überdies wird die „Veda“ von einem Elektromotor angetrieben, womit Bromisch als Vermieter in dieser Gewichtsklasse (bis zwölf Personen) Neuland betrat. Die Idee überzeugte. Daher erhielt er für die Realisa­tion auch eine Förderung der LEADER-Gruppe Südwestmecklenburg.

Jüngst fand auf dem ehemaligen Mühlengelände zwischen Eldekanal und Alter Elde, wo sich seit zwei Jahren die ­Floßerei befindet, die offizielle Einweihung statt. Neben Kalas und Flögel, denen Bromisch als „Ideengeber des Projekts“ ausdrücklich dankte, waren auch Bürgermeister Burkhard Thees sowie der Eigner des Geländes, Harald Markurth, an dem Ort, der auch als Wassermühle „Findenwirunshier“ bekannt ist, sowie die Bremerhavener Musikerin Mia Olsen, die schon im dritten Jahr dort Flöße nutzt und gern ein kleines Konzert gab.

Nicht alle der sieben Flöße, mit denen man ohne Führerschein die Natur von der Wasserseite aus erkunden kann – zwei davon mit E-Antrieb, ein Drittes soll kommen –, waren dort festgemacht. „Die Nachfrage ist hoch, einige sind unterwegs. Wir sind gut durch die Pandemie gekommen“, so Bromisch, der „außergewöhnliche Urlaube für Familien, Abenteurer und Individualisten auf der Müritz-Elde-Stör-Wasserstraße“ anbietet.

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