Lübeln: Pomologe Stolberg bestimmt Äpfel
bv Lübeln. Am Sonntag, dem 2. Oktober, bestimmt Hermann Stolberg, bekannter Pomologe aus Neu Darchau, in Lübeln alte Apfelsorten. Das Rundlingsmuseum Wendland lädt von 10 bis 17 Uhr zu einem Aktionstag rund um das beliebte Kernobst ein. „Ich bringe 130 regionale alte Apfelsorten mit – das ist eine der größten Sammlungen in diesem Jahr überhaupt“, verspricht Stolberg, der auch 2022 eine große Nachfrage nach alten Apfelsorten und historischen Sortenbäumen verzeichnet. Er habe in diesem Jahr viele alte Streuobstwiesen besichtigt und Tipps zum Intaktsetzen gegeben. Was wichtig sei, denn „die meisten alten Apfelwiesen sind seit den 60er- und 70er-Jahren nicht oder kaum gepflegt worden. So ist oft ein schwer zu durchdringender Dschungel von umgestürzten Altbäumen, völlig verbuschten Obstbäumen entstanden, während sich am Boden Brombeergestrüpp ausbreitet. Auf der anderen Seite sind solche Areale Paradiese für bedrohte Pflanzen und Tiere“, betont der Pomologe. Seit 2020 sind Streuobstwiesenbestände ab 2 500 Quadratmeter Fläche mit Obstbäumen ab 1,60 Meter Stammhöhe in Niedersachsen besonders geschützt – „was keine Gängelung bedeuten soll, sondern vielmehr Kooperation und Beratung nach sich zieht“, betont Stolberg. Streuobstwiesen in Haus- und Gehöftnähe ebenso wie Allee-Obstbäume seien von der Regelung ausgenommen. Frage: Wie ist das Apfeljahr 2022? Stolbergs überraschende Antwort: „Das Apfeljahr ist und war extrem gut. Auf Böden, die das Wasser gut halten können, so die Marschböden, verzeichnen wir eine üppige Ernte und die Früchte weisen einen hohen Zuckergehalt auf. Leider kam es, wie schon im Jahr zuvor, zu erheblichen Sonnenbrandschäden der Früchte durch die intensive Sonne. Im gewerblichen Obstbau wird der Sonnenbrand durch systematisches Bewässern unterbunden.“ Häufig sei es zu einem „Überhang an Früchten“ gekommen – so stark, dass Äste wegen der schwer überladenen Fruchtzweige gebrochen seien. Problematisch, so Stolberg, sei auch die mangelhafte Fähigkeit von regional sehr häufigen magereren, sandigen Böden, Regenwasser speichern zu können. Bei ausgebliebenen oder nur geringen Niederschlägen in diesem Jahr seien die Früchte auf diesen Magerböden verhältnismäßig klein geblieben. Der hohe Fruchtbehang sei aber auch auf die „Alternanzregel“ zurückzuführen, die im Obstbau gelte: „Einem Jahr mit wenig Ernte folgt ein Jahr mit guter Ernte.“
Wer Äpfel in Lübeln bestimmen lassen möchte, sollte drei bis fünf Äpfel einer Sorte von guter Qualität und möglichst am Stängel und mit Blatt mitbringen. Um 11 Uhr findet eine kleine Wiesen- und Insektenführung statt. Um 12 Uhr gibt es einen bienenkundlichen Vortrag. Wie man eine artenreiche Obstwiese bekommen kann, erfahren die Museumsgäste um 13 Uhr. Den richtigen Umgang mit der Sense zeigt die Initiative Wilde Wiese Wendland um 14 Uhr.