MGH: Neue Leiterin stellt sich vor
rs Dannenberg. Zart und lautlos gleiten Pinsel über das Papier, verteilen Wasser- oder Acrylfarbe. Hier werden akribisch kleinste Felder mit vorgegebenen Farben ausgemalt, dort entstehen expressive Farbexplosionen. Während die sieben Frauen zwischen 67 und 91 Jahren konzentriert an ihren Werken arbeiten, herrscht in Dannenbergs Mehrgenerationenhaus (MGH) am Dienstag eine entspannte und humorvolle Grundstimmung. Dazu lugt die Frühlingssonne durch die Häuserschlucht des Poggengangs, lässt auf ihrem Weg während des anderthalbstündigen Kurses mal jenes, mal dieses kleine Werk im Rampenlicht stehen. Freie Kunst, Malen für die Seele und das allgemeine Wohlbefinden.
„Mein Kopf war dunkel geworden, jetzt ist er voller Farbe“, berichtete eine Teilnehmerin in der vorgelagerten „Befindlichkeitsrunde“, in der jede kurz mitteilte, was sie bewegt, wie es ihr gerade geht. Eine vertraute Runde, eine Runde des Vertrauens. „Bei einer Ehemaligen, die an Parkinson leidet, war die Hand beim Malen ganz ruhig“, erinnert sich die ehrenamtliche Kursleiterin Julia Krahl, eine der Säulen des MGH.
Die einstige klassische Balletttänzerin, die bei der letzten Primaballerina des russischen Zarenhofes an einem britischen Konservatorium lernte, ist auch mit 78 Jahren Künstlerin durch und durch, stand bis zu ihrer Hüftverletzung auch im hohen Alter auf den Zehenspitzen.
Das gelingt Krahl nicht mehr, aber ihre Gymnastikkurse, die sie seit 17 Jahren mittwochs und freitags im MGH anbietet, zieht sie durch – mit einem enormen Maß an Selbstdisziplin, mit gelebter Wertschätzung des anderen und Menschlichkeit.
Den Kunstkurs gibt sie erst seit sechs Jahren, wobei sie sich und ihre Teilnehmenden nicht als Künstler sieht.
Ihr Ansatz liegt eher im Therapeutischen, im Prozesshaften. So wie sie das Malen für sich zur Überwindung einer schweren Lebensphase angenommen hat, möchte Julia Krahl, die 1982 der Liebe wegen nach Lüchow-Dannenberg kam, dies weitergeben und mit ihrer Tätigkeit das MGH, das vor 20 Jahren öffnete, insgesamt beleben und erhalten.
Letztere Ziele, aber auch den Grund für die Präsenz im Wendland teilt Sina Strauchmann mit Krahl. Die 31-Jährige übernimmt am Montag die Leitung der Einrichtung. Nach häufigerem Führungswechsel möchte die Siegenerin (NRW), die den Kunstkurs aufmerksam verfolgte und sich dabei vorstellte, Kontinuität ins Haus bringen. Neben einem Master in Bildungswissenschaften (Schwerpunkt Sozialpädagogik) bringe Strauchmann „ein großes Herz, Flexibilität und den Blick für das Ganze“ mit. Bis vor Kurzem arbeitete sie in Lüneburg für die AWO. Seit dem 1. April wohnt sie mit ihrem aus Lüchow-Dannenberg stammenden Freund in Prisser – und fühlt sich „sehr wohl hier“.
Wer das MGH und insbesondere den Malkurs näher kennenlernen möchte, der hat am Sonnabend, dem 3. Juni, dazu eine gute Gelegenheit. Von 15 bis 18 Uhr werden dort die dabei entstandenen Werke bei einer Ausstellung gezeigt.