Faszinierende Schildkröten

Wer möchte Kriechtiere halten? Treff in Küsten

bv Gielau. Gemächlich steuert Herkules auf eine Karotte zu. Mit seinen gewaltigen Kiefern knackt er das Gemüse entzwei. „Da muss man schon aufpassen, dass kein Finger dazwischenkommt“, rät Suse Hasani, die Besitzerin der über 50 Kilogramm schweren Riesenschildkröte. Herkules hat über Pfingsten Gesellschaft bekommen: Hasani und ihr Mann André Scherer, die Macher des Vereins Tierfreunde Wendland in Gielau, haben in Stuttgart ein weiteres großes Exemplar in Empfang genommen – eine Schildkrötendame namens Cassiopeia. Die Behörden haben sie wegen eines fehlenden Herkunftsnachweises beschlagnahmt und an die dafür ausgebildeten Tierschützer aus dem Wendland übergeben. „Wir fungieren als Pflegestelle“, betont Hasani: „Es gilt ein Zuchtverbot, wir müssen sie anmelden, und wenn wir sie weitergeben, müssen wir ihren Verbleib dokumentieren.“

Auf dem idyllischen Gelände von Suse Hasani und André Scherer leben neben den beiden Riesenschildkröten auch ein Dutzend kleinerer Exem­plare. Das Areal mutet an wie ein Paradies für die Kriechtiere. Sie leben auf einem Freigelände mit Verstecken, Pflanzen und Ästen. Die großen Exemplare haben eigene, gut isolierte Gartenhäuser mit Elektroheizung und Infrarot-Lampen. „Die werden per Handy-App ferngesteuert“, demonstriert Scherer. Schildkröten gelten als intelligent. Sie merken sich die Wege in ihr Haus und wissen alsbald, wo ihr Futter steht. Sobald die Sonne lacht, kommen die wechselwarmen Reptilien ins Freie und wärmen sich auf, im Schatten kühlen sie sich ab. „Ihre Körpertemperatur können sie nur so regulieren. Schildkröten leben seit mehr als 220 Millionen Jahren auf der Erde. Ihre starke Anpassungsfähigkeit macht es den 342 Arten möglich, bis heute auf der Erde zu existieren“, erklärt Hasani. Ein Deutscher habe Cassiopeia 2005 in Barcelona gekauft, „angeblich von einem Züchter. Er brachte sie mit nach Deutschland. Was ihm fehlte, war die Einfuhrgenehmigung.“ Cassiopeia habe schon etliche Sta­tionen hinter sich, weil „viele Leute die Schwierigkeiten bei der Haltung unterschätzen“, glaubt Hasani. Nächstes Problem: Schildkröten werden bei artgerechter Haltung sehr alt. Mithin hat auch Herkules Glück gehabt: Er ist nicht mehr allein, und er mag Cassiopeia, hat Hasani beobachtet.

Heute trifft sich die Schildkröten-AG in Küsten

Michaela Siewert-Meyer aus Lüchow geht einen Schritt weiter: Die Frau von Tierarzt Dr. Otto Meyer möchte einen Schildkrötenstammtisch gründen. „In den vergangenen Jahren habe ich durch Zufall mehrfach mit Landschildkröten zu tun gehabt, die in freier Natur aufgefunden wurden. Sie wurden in der Praxis meines Mannes abgegeben.“ Meistens sei das am Wochenende geschehen, sodass sie sich über Haltung und Fütterung schlau machte, um die Tiere bestmöglich zu versorgen, bevor sie die Reptilien an eine Auffangstation übergeben habe. Von Anfang an hätten die Schildkröten sie fasziniert. Sie habe gemerkt, dass es viele interessante Themen gebe, über die man sich austauschen sollte, damit die Reptilien ein gesundes und langes Leben – 80 Jahre und mehr – genießen können. „Ich möchte Besitzern und Personen, die es werden möchten, einen Rahmen bieten, sich zu informieren und die Begeisterung zu teilen. Unterstützt werden wir auch von Jaden Ernst, der das Artenschutzzentrum Lüneburg leitet – er wird beim zweiten Treffen dabei sein.“ Das erste Treffen findet heute ab 18.30 Uhr in der Gaststätte „Zum grünen Winkel“ in Küsten statt. Anmeldungen: (0 15 1) 52 45 55 22 – aber auch ohne Anmeldung ist jeder willkommen.

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