Dunkle Wolken über Jabel
bm Jabel. Jeden Abend bei Einbruch der Dämmerung wird es in dem kleinen Dorf Jabel dunkel und laut. „Es ist wie eine dunkle Wolke, die auf das Dorf zukommt und sich dann absenkt“, beschreibt Christian Schulz die apokalyptisch anmutende Szenerie. Bei der Wolke handelt es sich um Saatkrähen, die allabendlich in ihre Nester zurückkehren. Zahlenmäßig sind die cleveren Rabenvögel dem Dorf mit seinen etwa 60 Einwohnerinnen und Einwohnern mittlerweile hoffnungslos überlegen – Tendenz steigend, wie die Einwohnenden prophezeien. „Vor etwa sechs Jahren haben die Krähen hier Einzug gehalten. Damals waren es noch um die 20 Nester und damit noch eine überschaubare Zahl, aber mittlerweile sind es um die 100 Nester. Das ist einfach zu viel“, informiert Edelgard Schulz, deren Sohn Christian den landwirtschaftlichen Betrieb im Rundling bewirtschaftet. „Zu viel“ bedeuten für die Jabelner die massive Lärmbelästigung, der Vogelkot in den Gärten und auf den Straßen und die Abfälle aus den Nestern. „Dazu zählen auch tote Jungvögel“, wie Arne Lucke ergänzt. „In meinem Garten habe ich bestimmt zehn tote Tiere gehabt, und über das ganze Grundstück verteilt lagen kleine Äste, die beim Nestbau heruntergefallen sind. Zwei Tage habe ich gebraucht,um die abzusammeln.“
Hauptgeschädigter sei Landwirt Schulz, wie Ortsvertrauensmann Wenzel Nemetschek betont. „Christian hat jedes Jahr auch einen wirtschaftlichen Schaden zubeklagen.“ Betroffen ist sein Mais: „Ich musste den Mais einmal komplett neu ansäen. Schwierig wird es, wenn die Krähen nur an einzelnenStellen die Saat herauspicken. Dann kann ich nicht nachsäen, weil ich die Maschine nicht entsprechend einstellen kann.“ Wenn der Mais eine bestimmte Größe erreicht habe, dann würden die Tiere ihn stehen lassen. „Aber das muss man erst mal schaffen.“ Um die Krähen von seinem Acker fernzuhalten, hat er einen sogenannten Turboball als Vogelscheuche aufgestellt, der die Krähen fernhalten soll. Dabei sollen die aufgedruckten Augen die eines Raubvogels simulieren, der auf Beute aus ist. Bei Wind rotiert der Ball und soll Krähen und Rehe verschrecken. „Leider sind die Krähen zu clever. Sie haben schnell gemerkt, dass dieser Ball harmlos ist“, erzählt Schulz resigniert.
Ein weiteres Problem sie die massive Lärmbelästigung durch die Tiere, die zurBrutzeit im Grunde Tag und Nacht bestehe. „Ich habedieses Grundstück wegen der vielen großen Bäume seinerzeit gekauft, aber wenn die Krähen ihre Jungen aufziehen, ist es kaum auszuhalten“, ist Arne Lucke verzweifelt. Greifvögel würde esauch keine mehr geben. „Wir haben hier einen Eulenturmgebaut, für den Falken und die Eule. Beide sind aufgrund der vielen Krähen wiederabgewandert“, so Lucke.
Warum Jabel für die streng geschützte Saatkrähe so attraktiv sei, erklären sich die Anwohnenden mit den vielen Bäumen und dem ausreichenden Futtervorrat. Nun sei man an einem Punkt angekommen, an dem etwas unternommen werden müsse.„Wir haben eine Unterschriftenaktion gestartet, um darauf aufmerksam zu machen, und alles an den Landkreis weitergegeben“, informiert Nemetschek. Auf Anfrage hieß es aus dem Kreishaus, dass sich die Naturschutzbehörde dieser Sache angenommen habe und ihr die Krähenkolonie bekannt sei. „Im Grundedarf man gar nichts machen. Man darf sie auch nicht vergrämen“, erläutert Nemetschek. Was bleibt, ist abzuwarten.
schön, dass ich den Bericht jetzt in fb lesen darf. ihre Zeitung erhalte ich schon seit Wochen nicht mehr.