Aufbruch in ein Abenteuer

Elke Pengel geht den Jakobsweg: Miniserie Teil 1

bv Lüchow/Santiago. Spätestens seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ weiß im Grunde jeder, was der Jakobsweg ist. Den einen gibt es gar nicht, vielmehr handelt es sich um eine Anzahl von Pilgerwegen durch ganz Europa, die alle Santiago de Compostela in Galicien zum Ziel haben. Dort findet sich das Grab des Apostels Jakobus. In erster Linie wird aber der Camino Francés als Jakobsweg verstanden. Der „Camino de Santiago“, so heißt er auf Spanisch, beginnt am Col du Somport, im Baskenland. Schon Kelten, Karthager und Römer nutzten diesen Pass, einen der ältesten Pyrenäenübergänge zwischen Frankreich und Spanien. Der Weg führt weiter durch Jaca und weiter durch die Königsstädte Pamplona, Estella, Burgos und León. Nach rund 800 Kilometern endet er in Santiago.

Aber wer traut sich, diesen Weg wirklich zu gehen?

Elke Pengel aus Lüchow ist so eine. Auch sie hat das Buch von Kerkeling gelesen und heimlich davon geträumt, den Camino zu gehen. Bis es konkret wurde. In einer vierteiligen Serie berichtet sie davon. Denn vergangenes Jahr hat sich die Ehefrau und Mutter zweier erwachsener Söhne auf den Weg gemacht – alleine. Die Lehrerin, die auf dem Jakobsweg ihren 50. Geburtstag feierte, spricht rückblickend vom „Weg meines Lebens“. Und hat dafür Mann und Kinder in Lüchow zurückgelassen, um in gut 40 Tagen die 800 Kilometer des historischen Pilgerpfades zu wandern. Ein Jahr später hängt sie noch einen allerletzten Abschnitt an: den Weg von Santiago de Compostela bis zum „Ende der Welt“, dem Kap Finisterre. Der Kiebitz berichtet in einer vierteiligen Miniserie von dem Abenteuer.

Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt, heißt es in einem chinesischen Sprichwort. In diesem Fall: einem Flug nach Biarritz in Südfrankreich, an der spanischen Grenze – dort beginnt der eigentliche Jakosbweg. Man könne den Jakobsweg durchaus auch schon in Deutschland beginnen, aber: „Das ist wirklich sehr weit“, betont Elke Pengel. „Ich habe unterwegs Pilger getroffen, die das tatsächlich gemacht haben, die waren am Ende aber wirklich fertig.“ Pengel entscheidet sich für den üblichen Startpunkt in Frankreich, das kleine Bergdorf Saint-Jean-Pied-de-Port. Viele Menschen beginnen ihren Weg dort. Am ersten Tag führt ihre Etappe durch die Pyrenäen bis zum spanischen Kloster Roncesvalles. Dort beginnt die Provinz Navarra. 800 Kilometer liegen vor ihr, die sie ausschließlich zu Fuß bewältigen will. Ja, man könne auch den Bus nehmen oder mal trampen, das obliege natürlich jedem selbst. Sie aber will alles laufen. Dazu hat sie Wanderschuhe gekauft, die sie zuvor so gut eingelaufen hat, dass sie sie bereits vor dem Start neu besohlen lassen muss. Auch die Wahl der Socken sei wichtig. So habe sie last minute noch ein Paar Wandersocken in Spanien gekauft, in einem Outdoor-Fachgeschäft: „Die haben mir das Leben gerettet.“

Zum Thema Ausrüstung ergänzt Pengel: „Man braucht nicht viel, aber was man mitnimmt, muss tipptopp sein. Zwei Paar Schuhe, lange und kurze Hose, Schlafsack, Wechselsachen, Hut und Sonnenbrille. Mein Rucksack wog mit Wasser an die neun Kilo, das wird dann schon schwer.“ Man könne das Gepäck auch transportieren lassen, von Wanderpunkt zu Wanderpunkt, „das wollte ich aber nicht“.

Bei den Etappen sind immerhin Längen von 15 bis 30 Kilometer pro Tag zu bewältigen – für ungeübte Wanderer eine große Herausforderung. „Ich habe schnell rausgefunden, dass 15 bis 20 Kilometer pro Tag genug für mich sind“, so die Lehrerin. Denn am nächsten Tag geht es gleich weiter. Nur ab und zu gönnt sie sich einen Ruhetag. Am ersten Abend fotografiert Elke Pengel in den verregneten Pyrenäen einen wunderschönen Regenbogen. Sie wertet dies als gutes Zeichen für ihr Vorhaben. „Schließlich gehe ich den Camino auch aus religösen Gründen. Ich bin nicht streng gläubig, aber das bedeutet mir durchaus etwas.“

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