Vom Grenzzaun zum Grünen Band

Grenzgeschichte(n): Per App auf Entdeckertour in die Geschichte

rs Lüchow-Dannenberg. In der Nacht vom 2. auf den 3. Oktober 1990 versammelten sich vor dem Reichstagsgebäude und rund um das Brandenburger Tor in Berlin Hunderttausende Menschen und feierten den Beitritt der DDR zur Bundesrepublik. Der 3. Oktober als bundesweiter Nationalfeiertag erinnert somit an die deutsche Wiedervereinigung, die mit dem Wirksamwerden des Beitritts der Deutschen Demokratischen Republik zur Bundesrepublik Deutschland vollendet wurde. Am kommenden Donnerstag jährt sich dieses Ereignis, welches zentral vom 2. bis 4. Oktober in Schwerin mit einem großen Bürgerfest gefeiert wird. In Lüchow-Dannenberg und im Amt Dömitz-Malliß sind keine Feierlichkeiten vorgesehen.

Der freie Tag wird gern angenommen, jedoch wissen immer weniger Menschen, wie es zur Zeit der Teilung in beiden deutschen Staaten aussah. Selbst viele von jenen, die an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze aufwuchsen, haben kaum Bezug zu dem bedeut­samen Geschichtsabschnitt. Auch Miklas Becker (UWG), stellvertretender Bürgermeister von Dömitz, gesteht Wissenslücken ein – er ist 1988 geboren. Daher ist er umso dankbarer, dass es nun im Amt Dömitz-Malliß und auf der gegenüberliegenden Elbseite die EntdeckerRoute „Dömitzer Grenzgeschichte(n)“ gibt: Tagesgäste, Familien und Schulklassen können die einstigen Grenzorte mit einer App erkunden. Mit dem Fahrrad geht es entlang des Grünen Bandes auf 15 Kilometern zu 14 Stationen, die von der einstigen deutsch-deutschen Teilung erzählen – auf den Spuren des ehemaligen DDR-Grenzstreifens, am heutigen Grünen Band, wo ein besonderer Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entstand. Die Stationen reichen vom Dö­mitzer Hafen bis zum Rüterberger Mahnmal und dem Skywalk bei Kaltenhof. Starten kann man überall auf der Strecke.

Für Kinder bis zwölf Jahren bietet die EntdeckerRouten-App überdies eine zusätzliche zwei Kilometer lange Schnitzeljagd, die fußläufig zu absolvieren ist. Start dazu ist am Parkplatz an der Festung. Ab dort gibt Möwe Kaja virtuell Tipps zu einem kleinen Geschichtsquiz, bei dem man Punkte, Medaillen und eine Urkunde gewinnen kann.

Die Entwicklung der Route wurde durch die Metropolre­gion Hamburg im Rahmen des Projekts „Grenzgeschichte(n)“ gefördert und von DigiKultur entwickelt. Dömitz war personell und finanziell an dem Projekt beteiligt. Allen Beteiligten geht es um die Stärkung der Erinnerungsorte. Es wurden auch Gespräche mit Zeitzeugen geführt, die ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Sichtweisen in die digitale Führung einbringen. Auswärtige, aber auch den Menschen vor Ort soll so ein leicht zugänglicher und attraktiver Zugang zur deutsch-deutschen Geschichte ermöglicht werden. „Ein Stück Erinnerungskultur zu den Themen Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit“, er­läuterte Marion Köhler von der Metropolregion Hamburg bei der Eröffnung im Dömitzer Rathaus am Freitag vergangener Woche.

Alle Informationen zur Erinnerungslandschaft Grenz­ge­schichte(n) gibt es unter https://metropolregion.hamburg.de/grenzgeschichten. Übrigens: Für die EntdeckerRouten gibt es auch für die­jenigen, die kein Smartphone besitzen, eine Lösung, um Infos zu erhalten: Denn auch für den PC gibt es Infos, Karten und Beschreibungen zu jeder Route, die man sich ausdrucken kann.

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