Brunnenwasser enthält zu viel Nitrat – Gegenmittel: Bäume pflanzen
lk Lüchow. Die Nitratbelastung im Brunnenwasser in Lüchow-Dannenberg sinkt trotz vieler Auflagen zu Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Jede sechste lokale Probe ist immer noch zu stark mit Nitrat belastet – das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der im August in Lüchow abgegebenen 18 Brunnenwasserproben fest.
Ein einfaches Gegenmittel wäre, Bäume zu pflanzen. Die gemeinnützige Organisation fordert deshalb mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Dies führe nachweislich zu einem erheblichen Absenken der Nitratbelastung, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern. Milan Toups und der Ehrenamtler Frank Sombrowski beantworteten am Informationsstand Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. „Wer den Termin verpasst hat, kann uns eine Wasserprobe per Post einsenden“, erklärt Milan Toups. Alle bis Ende November zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Lüchow-Dannenberg ein.
In Woltersdorf: 78 Milligramm Nitrat pro Liter
Die Brunnenwasserergebnisse aus Lüchow hat Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. In jeder sechsten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die Belastung in den Gartenbrunnen in Woltersdorf mit 78 Milligramm Nitrat pro Liter und in Bockleben mit 51 mg/l. Gülzow betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichtet, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Prüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken“, betont Gülzow.
Im Kreis Lüchow-Dannenberg bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 80 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern“, erläutert der Physiker. Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst.
Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps. Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führen, hat sich nicht bestätigt. „Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen.
Bei trockenen und heißen Sommern kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen“, sagt Harald Gülzow. Außerdem weist er darauf hin, dass Landwirte mit Agroforst zum Klima- und Artenschutz beitragen.
Landwirte können seit Anfang 2023 für die Bewirtschaftung der Baumstreifen auf den Feldern in ganz Deutschland Förderungen beantragen. Allerdings gibt es nur in wenigen Bundesländern eine Unterstützung für die Neuanlage. Harald Gülzow begrüßt es, dass in Niedersachsen bereits bis Ende Januar die Errichtung von Agroforstflächen gefördert wurde und eine weitere Antragsrunde geplant ist. „Das bietet den Landwirten allerdings zu wenig Sicherheit für die Planung von Baumstreifen auf den Feldern. Wenn Fördergelder zur Neuanlage fehlen, bleibt der Erfolg für mehr Agroforstflächen aus. Das liegt daran, dass die Baumstreifen sehr kostenintensiv sind und das Holz erst nach Jahren verkauft werden kann.“ Gülzow fordert für die niedersächsischen Landwirte eine ähnlich hohe Förderung, wie sie die Kollegen in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern erhalten: „Die Niedersachsen dürfen mit den hohen Investitionskosten nicht allein gelassen werden.“