bm Lüchow. Insgesamt 33.000 Abbildungen, über 70.000 Kirchenbucheinträge sowie 1.500 erfasste Balkeninschriften von Häusern: Archive sind nicht nur interessant für Geschichtsinteressierte. Sie seien sozusagen das Gedächtnis einer Region, wie Torsten Schoepe erzählte, der auf Einladung des Wendischen Freundes- und Arbeitskreises im Lüchower Allerlüd über das seit 2007 bestehende Wendland-Archiv informierte. Die vielen Abbildungen, Einträge und Balkeninschriften seien alle akribisch erfasst und mit Schlagworten so hinterlegt, dass sie für den Suchenden gut zu finden seien. Wie das genau funktioniert, erklärte Schoepe anschaulich und mit vielen Beispielen.
Eine exzellente
Die „Sammelleidenschaft“und das Interesse an historischen Fotos seiner Heimatstadt wurden bei ihm mit dem Sichten von alten Glasplatten des Urgroßvaters seiner Frau geweckt. „Die Aufnahmenwaren Fotos von der Familie und Bekannten. Es gab auch viele Aufnahmen von Lüchow in perfekter Qualität“, blickt Schoepe zurück. Im Laufe der Jahre sammelte er Postkarten und weitere Fotos, fuhr nach Braunschweig und Hameln,um dort Ansichtskartenbörsen zu besuchen. 1985 brachte er gemeinsam mit seinem Vater das Buch „Lüchow – Wandel des Stadtbildes in 120 Jahren“ heraus.
Die 850-Jahr-Feier der Kreisstadt im Jahr 2008 nahm Schoepe dann zum Anlass, seine Sammlungen im Internet für andere verfügbar zu machen. „Das Scannen und Bearbeiten ist eine echte Sisyphusarbeit.“ Burghard Kulow schloss sich mit den Bildbeständen des Rundlingvereins dem Wendland-Archiv an und „so begann es in der Zusammenarbeit immer weiter zu wachsen“, freute Schoepe sich über das Interesse. Mittlerweile ist das Wendland-Archiv eine viel besuchte Plattform: „Etwa 220 bis 270 Personen arbeiten täglich mit diesem Tool.“ Und das anscheinend weltweit, denn unlängst erhielt Schoepe einen Brief aus New York. „Die Dame hatte auf einem Hausflohmarkt in Manhattan Bilder aus Lüchow aus den 1920er- und 1930er-Jahren gefunden. Sie fand heraus, dass diese Fotos das Schloss Kolborn in der Nutzung als Volkshochschule zeigten“, erläuterte Schoepe immer noch beeindruckt von der Reise der über 100 Jahre alten Fotos, welche die Finderin unlängst nach Lüchow zurückgeschickt hatte. Eine weitere Anfrage sei von einem dänischen Professor gekommen, der in London über Waldemar II. recherchiere und darüber auf die „exzellente“ Website gekommen sei.
„Jedes Bild zählt“
„Man findet das Wendland-Archiv sogar bei Wikipedia“, informierte Schoepe. Es ent-wickele sich immer weiter.Zukünftig sollen auch alte und vergriffene Schriften digitalisiert und zum Download zur Verfügung gestellt werden.Die kleine Pause während des Vortrags nutzten viele der etwa 80 Anwesenden für Fragen nach Fotos oder Daten.Einige hatten sogar Bilder mitgebracht. „Wir sind dankbar für jede Aufnahme oder jedes Album. Natürlich bekommt jeder seine Fotos wieder zurück. Jedes Bild zählt“, betonte Schoepe. Seine zeitintensive Leidenschaft und das Interesse an Menschen, die er nie gekannt habe, ermöglichten es ihm, sich in die Situation, Stimmung und damit in die Zeit einer alten Fotografie hineinzuversetzen. Und: „Jeder, der Lust hat, kann bei uns mitarbeiten.“