Winfried Dietrichs mit seinem restaurierten Kramer KL 11

Leben zurückbringen

em Clenze. Für Winfried Dietrichs sind alte Traktoren mehr als nur landwirtschaftliche Maschinen – sie sind ein Stück Geschichte und eine Möglichkeit, Erinnerungen lebendig zu halten. „Ich bin ein Bewahrer. Man möchte etwas bewahren, was einen Wert hat.“ Technische Details sind eher Nebensache. Es geht um das Gefühl, dass das Herz der Maschine „tuckert“, erklärt der bald 79-Jährige. Zwei schöne Exemplare hat er in seinen Garagen am Ortsrand von Clenze stehen: einen Kramer KL 11 aus dem Jahr 1954, und einen roten Fahr 177 S von 1961.

„Ich komme aus der Landwirtschaft – einem kleinen Schrebergartenbauernhof“, erzählt Winfried Dietrichs. Der Bezug zur Technik war immer da, doch erst im Ruhestand begann er, sich intensiv mit alten Traktoren zu beschäftigen. „Als Rentner hatte ich Zeit und dachte mir: Jetzt wäre der richtige Moment, mir so eine alte Maschine zuzulegen.“

Als seine Oma, die über 100 Jahre alt wurde, immer kränker wurde, wuchs in ihm der Wunsch, Leben zurückzubringen. „Meine Oma ist nicht mehr gesund geworden, aber die Parallele zwischen dem Restaurieren eines Traktors und dem Wunsch, der Technik Leben einzuhauchen – das hat mich angetrieben“, erzählt er. Dabei geht es ihm nicht da­rum, jede Schraube perfekt zu setzen. Alte Traktoren haben für ihn eine Seele. „Man sieht nur Metall und Technik, aber dahinter steckt Geschichte, Fantasie und ein Stück eigenes Leben wie beim Menschen“, schwärmt er. Wenn er auf seinem alten Traktor sitzt, wird die Fahrt zu einem Zwiegespräch mit der Vergangenheit. „Der Trecker ist alt, ich bin älter – aber wir verstehen uns“, sagt der 1946 Geborene mit einem Lächeln und meint den Kramer KL 11.

Besonders berührend sind für ihn und seine Partnerin Sybille Heymann, die gerne hinten- drauf mitfährt, die Begegnungen, die dieses Hobby mit sich bringt. Menschen, die am Straßenrand stehen, winken ihnen zu, schmunzeln, erinnern sich an ihre Jugend oder erleben einen kurzen Moment der Freude, erzählt Sybille Heymann. Einmal fuhr das Paar durch Lüchow – Muttertag, strahlender Sonnenschein. Auf der Bank des Traktors nahmen sie eine Freundin mit, die nicht gut drauf war. Passanten winkten und lächelten ihnen zu. „Alte Technik findet jeder gut. Da wurde auch unsere Freundin von dieser Freude mitgerissen“, beschreibt sie es.

Winfried Dietrichs trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten bei den Oldtimerfreunden Bergen zu Ausfahrten. „Es ist nicht nur der Spaß am Fahren, sondern der Austausch über alte Maschinen und Erlebnisse, der uns verbindet“, erklärt er. Obwohl er sich oft etwas abseits stellt, schätzt er das Gemeinschaftsgefühl: „Es ist wie eine kleine Familie, und dieses Miteinander ist Gold wert.“

Doch es ist nicht nur die Nos­talgie. Es ist auch die Entschleunigung, die ihn fasziniert. „Wenn ich mit dem Trecker eine Straße entlang fahre, sehe ich links und rechts die Landschaft an mir vorbeiziehen und habe das Gefühl, ganz im Moment zu sein.“

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