fwk/rs Hitzacker. „Wer viel Verantwortung tragen will, braucht breite Schultern“, heißt es im Sprichwort. Breite Schultern hat der Hitzackeraner Andreas Oksas – auch im übertragenen Sinn bezüglich Widerstandsfähigkeit und Stärke. Diese benötigt der 53-Jährige Hauptmann der I. Kompanie in den kommenden Monaten auch, denn der Elektriker ist am Sonnabend König der ältesten Gilde Lüchow-Dannenbergs, jener aus der Elbestadt von 1395, geworden. Gildeerfahrung hat Oksas reichlich, ist seit 32 Jahren dort Mitglied. Und seit 2011 ist er Schießoffizier – das Amt hatte er von Rolf Reibe übernommen. Somit ist Oksas nach Obergildemeister Michael Schulz (König 2023) und Gildemeister Hennig Fredersdorf (2024, beide aus der II. Kompanie) der dritte König in Folge, der aus dem Vorstand stammt. Rechnet man noch die Mitglieder des Gildekommandos mit, so zeigt sich, das Inhaber oberer Ämter auch gern den Thron besteigen. Und es stünden noch weitere Vorstandsmitglieder für den höchsten repräsentativen Posten zur Verfügung: Schatzmeister Andreas Vick, Schaffer Jörg Sander und Kommandeur Heiko Schulz waren noch nicht König. Oder wird es in 2026 doch ein Mitglied der Wussegeler Familie Lehmann? Im vergangenen Jahr schoss Karl Lehmann ganz vorne um die Würde mit, diesjährig landete sein Bruder Franz auf dem zweiten Platz. Vater Frank Lehmann war bereits 2016 Regent, Großvater Gerd Lehmann 1986. Man wird sehen. Eine Königin benötigt man übrigens in der Elbestadt nicht mehr. Diese Tradition endete mit der Regentschaft von Gildespieß Sebastian Rabe 2022. Und auch Oksas trat ohne Partnerin an.
„Das Wichtigste
Ähnlich bedeutsam, vor allem für die mittlere und ferne Zukunft: Die Hitzackeraner haben ihre erste aktive Schützin ausgebildet: Jill Wöhlermann, 18 Jahre alt, aus Streetz (Kiebitz berichtete), deren Mutter Christiane Wöhlermann 2023 Königin des Streetzer Schützenvereins war. Damit ist Hitzacker unter den drei größeren Kreisstädten Lüchow, Dannenberg und Hitzacker die erste mit einer Frau in den Reihen der Gilde. Wie es dazu kam? „Mein Freund Philipp von Ahsen ist in der Gilde, deshalb war ich oft dabei. Als mir einmal kalt war, gab er mir seine Jacke. Der König meinte dann: ‚Wenn du unsere Jacke trägst, musst du auch eintreten.‘ Also habe ich unterschrieben“, berichtete sie . Ihr Ziel? „Irgendwann mal Schützenkönigin werden.“
Der scheidende König Henning Fredersdorf betonte in seiner Rede beim Königsfrühstück: „Die Gilde ist so alt geworden, weil wir uns immer wieder verändert haben. Die Tradition gibt uns Rückenwind, aber das Wichtigste ist die Gegenwart.“ Veränderungen seien notwendig, um voranzukommen. Und dazu gehöre auch die Aufnahme von Frauen, um den Fortbestand der Gilde zu sichern. Tags zuvor hatte Fredersdorf noch eine große Party mit Gästen und Mitgliedern gefeiert: „The last Night of the King“, welche seit einigen Jahren traditionell im Zelt während des viertägigen Festreigens gefeiert wird.
Und gefeiert wurde viel: Unter anderem die Ehrung der 60-jährigene Mitgliedschaft von Ehrenobergildemeister Peter Schneeberg in der Gilde Hitzacker. Der König von 1995 erhielt dazu die Goldene Ehrennadel des Deutschen Schützenbundes und spendierte daraufhin großzügig zwei Fässer Bier für die rund 150 Gäste des Königsfrühstücks im Dierks.