Wie hier bei Rühstedt wurde bei den öffentlichen Spaziergängen über die Möglichkeiten der Auenrenaturierung informiert.

Projektspaziergänge zur Entwicklung der Flussauen

lk Lenzen/Elbe. Das BUND-Auenzentrum Burg Lenzen hatte Mitte Juli zu öffentlichen Spaziergängen in die Projektgebiete zur Entwicklung der Flussauen in der Brandenburgischen Elbtalaue bei Rühstädt, Gnevsdorf und Quitzöbel geladen. Ziel war es, die Menschen vor Ort aktiv in den Planungsprozess von Maßnahmen zur Auenrenaturierung mit einzubinden, um frühzeitig mögliche Konfliktfelder zu erkennen und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln.

Dabei wurde den Teilnehmenden der Stand einer Voruntersuchung vorgestellt, die derzeit Möglichkeiten der Wiederherstellung auentypischer Lebensräume wie Auenwälder und Flutrinnen auf 211 Hektar landes- oder stiftungseigenen Flächen im Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg prüft. Ziel ist es, gemeinsam mit den zuständigen Behörden, relevanten Akteuren vor Ort und der lokalen Bevölkerung wesentliche Grundlagen für ein mehrjähriges Umsetzungsprojekt zu erarbeiten, das ab Mitte 2026 starten soll.

Der Forstwirt Jochen Purps erläuterte etwa, dass es für die derzeit wenigen jungen Bäume auch durch die starke Konkurrenz von Gräsern und den ständigen Wildverbiss schwierig ist, in der Flusslandschaft heranzuwachsen. Daher soll die Entwicklung unterstützt werden, nicht mit flächendeckenden Pflanzungen, sondern verteilten „Pflanzinseln“. Haben sich diese sogenannten Initialpflanzungen einmal etabliert, kann sich der Wald von dort aus weiter ausbreiten – ein wichtiges Ziel im Projekt, denn es gibt kaum noch Wälder direkt an unseren Flüssen.

Kai Otte-Witte vom Planungsbüro IWUD zeigte auf, dass nicht überall in den Flussauen Bäume gepflanzt werden sollen. Bei der Wahl der Auwald-standorte ist es entscheidend, dass die zukünftigen Wälder sich nicht negativ bei Hochwasser auswirken, sondern im Gegenteil eher zum Schutz der Deiche etwa bei Eisgang beitragen können. Die Planer prüfen dies mithilfe von Modellen: Sie nutzen dafür Laserdaten und Karten, die Auskunft über die Strömung im Hochwasserfall sowie über die Geländehöhen geben. So können sie auchherausfinden, wo alte Wasserläufe – sogenannte Nebenrinnen – wiederhergestellt werden könnten. Diese ehemaligen Nebenrinnen können im Hochwasserfall für Entlastung sorgen. Zudem würden sie Fluss und Aue wieder miteinander verbinden, sodass die Aue mit ihrer besonderen Tier- und Pflanzenwelt regelmäßig mit dem notwendigen Wasser versorgt wird.

Warum sind diese Maßnahmen notwendig? Diese Frage beschäftigte die Teilnehmenden, weil auf den ersten Blick gar nicht so leicht ersichtlich ist, dass Landschaft und die Artenvielfalt vor allem unter dem Wassermangel in der Aue leiden. Der massive Rückgang der Amphibien und damit verbunden die rückläufigen Bruterfolge zum Beispiel des Weißstorches der vergangenen Jahre verdeutlichen die zunehmende Dringlichkeit. Auch wurde diskutiert, warum an einer Stelle eine Entwicklung für natürliche Flussauen geplant ist und an einer anderen Stelle das Grünland durch Weidetiere aufgewertet werden soll. Das Projektteam betonte: Ziel ist es, vielfältige Landschaften zu schaffen – mit Wiesen voller verschiedener Pflanzen, kleinen Gewässern und Wäldern – um mehr Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum zu bieten.

Weitere Treffen sind geplant.

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