pw Lüchow. Lange bevor man ihn sieht, ist Axel Fischer zu hören: Trotz der dicken Mauern der St.-Johannis-Kirche in Lüchow dringen die Klänge des Chorals, den der Kreiskantor an der Orgel spielt, nach draußen. Das passt zu dem Mann, der sein gesamtes Berufsleben der Kirchenmusik in Lüchow-Dannenberg widmete. Vergangene Woche wurde Fischer mit einem Gottesdienst verabschiedet.
Begonnen hatte er seine Tätigkeit als Kantor im damaligen Kirchenkreis Lüchow am 1. September 1985. In Lüchow-Dannenberg lebten der gebürtige Hannoveraner und seine Frau schon länger. Schon während ihrer Schulzeit hätten sie die Region mit dem Fahrrad erkundet. „Das Wendland hatte einen besonderen Reiz, mit vielen Wäldern, der Elbe. Das hat uns gelockt“, erzählt Fischer. 1983 mieteten sie ein Haus in Bergen, nur rund 100 Meter von der Pauluskirche mit der Meyer-Orgel entfernt. Bald wurde der Kirchenkreis Lüchow, der damals noch vom Dannenberger Kirchenkreis mitversorgt wurde, auf den jungen Musiker aufmerksam. Zunächst unterrichtete er Orgelschüler, nach seinem Abschluss trat Fischer 1985 die neu eingerichtete Stelle als „Kantor im Kirchenkreis Lüchow“ an.
Neben dem Unterricht, den er an vielen Orgeln im Kirchenkreis gab, hatte er feste Dienste als Organist in Bergen. Der heute in Banzau lebende Musiker blieb der Gemeinde dort bis heute verbunden. Sein Arbeitsgebiet änderte sich 1996, als die nebenberufliche Organistin in Lüchow aufhörte. Fischer wurde Kantor der St.-Johannis-Gemeinde, übernahm neben dem Orgeldienst auch die Kantorei und den Kinderchor. Als fast zeitgleich die Dannenberger Kantorin Christel Ilgner in den Ruhestand ging, leitete er zudem kurzzeitig die dortige Kantorei, bis 1997 Evelyn Hartmann nachfolgte. Nach der Fusion der Kirchenkreise Lüchow und Dannenberg 2006 wurde Fischer Kantor des neuen Kirchenkreises Lüchow-Dannenberg.
„Nicht nur gekleckert, sondern auch geklotzt“
Neben Gottesdienst und Unterricht lagen ihm die Chöre besonders am Herzen. Mit der Kantorei führte er zahlreiche Werke auf – von Bach, Rheinberger und Händel bis zu Haydn und Mendelssohn-Bartholdy. Daneben initiierte er viele Orgelveranstaltungen: von der Orgelmusik zu Pfingsten in Bergen über die Sommerlichen Abendmusiken bis zum Orgelsommer Gartow, dem Orgelwochenende, der Orgelreise und den Lüchower Orgeltagen.
Eine Herzensaufgabe waren die Orgeln selbst. Bis auf wenige Ausnahmen habe er alle Instrumente in den hiesigen Kirchen gereinigt, instand gesetzt oder restauriert, sagt Fischer. Es sei eine Freude gewesen, „diese vielen ungehobenen Schätze der alten Orgeln“ zu entdecken – etwa die Stein-Orgel von 1777 in Trebel, die Hagelstein-Orgel von 1740 in Gartow oder die Meyer-Orgel in Bergen von 1842. Dazu kamen Neubauten, u. a. in Holtorf und in der Gutskapelle Breese im Bruche. Ein Höhepunkt war der Neubau der dreimanualigen Eule-Orgel mit 47 Registern in der Lüchower Kirche – als bewusst zeitgenössische Ergänzung zu den historischen Instrumenten im Kirchenkreis.
Seit 1986 ist Axel Fischer von der Landeskirche Hannover als Orgelrevisor beauftragt. Diese Arbeit führt er auch in seinem Ruhestand weiter. Ebenso wie die Mitarbeit im Sachverständigenausschuss, wo es um die Orgelrenovierung in Lüneburg geht. „Das sind weiterhin sehr schöne und ausfüllende Arbeiten“, ist sich der 66-Jährige sicher, mit dem Ruhestand „nicht in ein schwarzes Loch zu fallen“. Er freue sich auch auf mehr „Zeit zu zweit“ mit seiner Frau, die ihn immer sehr unterstützt habe. Mehr Reisen seien geplant, gerne auch mit den Kindern und elf Enkelkindern, wie die traditionellen Sommerurlaube in Dänemark.