Kunsthandwerk-Seminare und Corona: Weniger ist mehr
bv Groß Heide. Es war ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Aber „der Versuch ist voll geglückt“, wie Sybille Homann bilanziert. Seit wenigen Wochen lebt die Glaskünstlerin aus Hamburg im Wendland – im beschaulichen Groß Heide. Sie nutzte die Lockdown-Phase, um eine Entscheidung zu treffen. Denn über 20 Jahre betrieb sie ihr Atelier auf St. Pauli, dem quirligsten aller Hamburger Stadtteile. Geliebäugelt hatte sie schon länger mit dem Gedanken, aufs Land zu ziehen. Nun teilt sie sich mit ihrem Lebensgefährten Bernhard Hansl ein traumhaftes Atelier in bester Wendland-Manier – weiter Blick, viel Grün, im Teich tummeln sich Amphibien, die die liebliche Landschaft akustisch adäquat untermalen – quak. Als Glaskünstlerin lebt sie von öffentlichen Aufträgen – wie etwa der Gestaltung von Kirchenfenstern, hat aber schon immer auch Kurse angeboten. Auch im Wendland wollte sie sich mit dieser Disziplin ein zweites Standbein schaffen. Idealer Werbeträger wäre die Kulturelle Landpartie gewesen – wäre.
Gleichsam als Testballon hat sie nun doch ein Seminar veranstaltet – zum Thema Glasfusing, dem Verschmelzen von farbigem Glas. Dass sich für das erste Seminar nur zwei Teilnehmerinnen gefunden haben, war „ein glücklicher Zufall“, so Homann: „So ließ sich ausprobieren, wie es unter Corona-Bedingungen läuft“. Und: Es lief perfekt. Den Abstand zu wahren – kein Problem. Auf dem weitläuigen Gelände fand jeder sein Plätzchen zum Gestalten der Objekte.
Eine der Teilnehmerinnen kommt aus Hamburg. Sie sei oft am Atelier vorbeigefahren, „ich fand die Objekte immer faszinierend. Und wollte so gern mal einen Kurs besuchen.“ Deshalb kam sie nun extra ins Wendland, übrigens das erste Mal, mit der erhofften Wirkung: „Toll hier“.
Die zweite Teilnehmerin, eine Hannoveranerin, ist gerade ins Wendland umgesiedelt – nach ihrer Pensionierung. Für beide war es der erste Kontakt mit Glasbearbeitung, beide konnten wirklich ansprechende Objekte mit nach Hause nehmen: Eine filigrane Schale, deren Schattenwurf fasziniert, und ein farblich faszinierender Teller, der vielleicht als Lampenschirm dienen soll. Auf dem Weg dahin lernten die Frauen, wie man Glas schneidet, eine Senkform für den Ofen baut, wie man brennt und wie man die Objekte nachbearbeitet.
Im ersten Schritt wird ein Glasgerüst gefertigt, welches im zweiten Schritt dreidimensional verändert wird: Zart schmelzend schmiegt es sich an die Form. Und nach dem Erkalten ist es eine Schale – Magie.
„Der Kurs ist für Anfänger, auf vier Teilnehmer beschränkt – mit zweien lässt sich aber auch toll arbeiten“, freute sich Sybille Homann. Die Kurse sollen ab jetzt regelmäßig angeboten werden. Infos: www.kunstundgemuese.de.