Private Initiative sichert Versorgung am Rudower See
kek Lenzen/Elbe. Warum ins Ausland fahren, wenn es den Rudower See und insbesondere dessen Campingplatz gibt? Das fragen sich seit Jahren Camper aus allen Bundesländern. Der Platz ist derzeit – auch wegen der Corona-Pandemie – richtig gut besetzt. „Die Urlauber schätzen die Natur und die Ruhe hier“, berichtet Sigmar Beck, der Betreiber der Einrichtung. Und die Gäste würden den Platz noch mehr schätzen, wenn es hier endlich wieder eine Gaststätte gäbe. Deren Wirt Erhard Wenzel, der dort seit 1976 tätig war, hat vor zwei Jahren die Restauration aus Altersgründen geschlossen. Das seitdem leerstehende Gebäude müsste dringend renoviert werden.
„Die Küche muss erneuert werden, dort sieht es schlimm aus“, meint Beate Häfke, die sich im März mit Gleichgesinnten zu einer Art AG Rudower See Gaststätte zusammengetan hat. „Alles andere muss mal frisch gestrichen oder geputzt werden, und dann gäbe es hier ein attraktives Gasthaus, von dem man aus abends auf den See schauen kann“. Verantwortlich dafür ist aber die Stadt Lenzen. „Wir haben bereits zweimal darauf hingewiesen, dass es dafür Fördermittel gäbe, die nur beantragt werden müssten. Und das müsste beschlossen werden. Aber von Amtsdirektor Harald Ziegeler verlautete, dass man in der nächsten Zeit keinen Grund sehe, eine Stadtverordnetenversammlung einzuberaumen“.
Nun hat die AG sich etwas einfallen lassen. „Denn zu Pfingsten war hier derart viel los, dass wir beschlossen haben, etwas in die Wege zu leiten, und wenn es nur ein Provisorium ist“. Durch ein weiteres AG-Mitglied aus Perleberg wurde ein Imbisswagen organisiert, der nun am See-Ende nahe des Ufers steht. Sigmar Beck sorgte umgehend für Strom- und Wasseranschluss, und auch ein Betreiber des Wagens wurde gefunden. Dieser reist dazu von Mittwoch bis Sonntag extra aus Tangermünde an, hat sich aber in den vergangenen zehn Tagen, seitdem es das gastronomische Angebot gibt, als Goldstück erwiesen. „Das Angebot ist prima, hier gibt es von der Suppe bis zum Milchreis für Kinder immerhin etwas Heißes, es geht schnell und der Mann ist immer gut gelaunt“, meint die Lenzenerin, die auch Ideen hat, den seit der Wendezeit leerstehenden Trakt der „Urlauberversorgung“ zu nutzen: „Das ist ein massives Gebäude, wo später die Laufkundschaft versorgt werden könnte“. Und wie das vor über 30 Jahren lief, steht manchen damaligen Gästen noch vor Augen: Es gab lange Schlangen vor dem Bau. Immerhin gab es grünes Licht vom Amtsdirektor dazu: „Ist gut, macht mal!“
Sigmar Beck hat dazu aus der Not heraus noch einen besonderen Frühstücksservice parat, den es wohl nur dort gibt: „Morgens stehe ich um zehn vor sechs Uhr auf, fahre nach Lenzen und hole Brötchen, die die Camper bei mir bestellt haben. Neulich waren es 305 Stück, und alles hat prima geklappt“, berichtet der 75-jährige, der in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum begeht: „Da bin ich 30 Jahre hier, 22 Jahre als Camper, acht Jahre als Betreiber.“
In diesen Jahren hat der Osterburger – der nur ganz selten nach Hause fährt, denn Ehefrau Antje ist integriert – viel gesehen. „Auch viele andere Campingplätze. Aber einen ohne Gaststätte – so etwas gibt es nirgends. Denn das geht einfach nicht“. Gefragt ist nun die Stadt Lenzen, die so gern auf den Tourismus setzt. Aber dafür muss man dann auch mal etwas tun.