Lamm von Polizei festgenommen / „Sehr kooperativ“
bv Groß Heide. Es gibt Geschichten, die schreibt das Leben. So auch die von Günther, dem neugeborenen Lamm. Man könnte auch sagen: Hier ist die Welt noch in Ordnung. Stellen Sie sich vor, es sind Ferien, und Sie radeln am späten Abend mit Ihrem Sohn, nennen wir ihn Jakob, an der Jeetzel entlang, die laue Luft genießen, noch eine kleine Dörfertour. An der Brücke über den Fluss hören Sie plötzlich ein herzzerreißendes Blöken. Keine Schafherde weit und breit, nur ein Elektrozaun – und ein einsames Lämmchen, frisch geboren. Es reagiert nicht nur auf Ansprache, sondern will dringend zu den beiden Radlern, die plötzlich am Elektrozaun auftauchen. Es steckt sein Köpfchen durch den Zaun. Was tun? Aber – was tun, wenn man kein Schafzüchter ist? Das Lämmchen versucht mit aller Kraft, durch den Zaun zu Jakob (12) zu drängen. Was tun? Den Notruf anrufen? Dafür ist es nicht spektakulär genug. Okay, wir versuchen die Dannenberger Polizeiwache – nicht mehr besetzt. Okay, Lüchow. Es meldet sich aus der Nachtschicht – Sebastian Kirchhoff, zum Glück ein Freund. „Was ist los? Ein Lamm? Wo genau? Hier ist die Teufel los, ich versuche aber mein Bestes.“
Armes Lamm. Jakob geht es nicht aus dem Kopf. Hat es eine Chance, die Nacht allein zu überleben? Die Kälte, die Dehydrierung, den Kanal?
Am nächsten Morgen eine Whats-App-Sprachnachricht – und ein Video. Darin zu sehen: Das Lämmchen, auf der Polizeiwache, in einem blauen Körbchen. Aber Günther, so haben ihn die Polizisten getauft, hält es nicht lange im Körbchen. Ihn drängt es immer wieder zu seinem Retter, trotz Ermahnungen, jetzt bitte mal dort im Korb zu bleiben.