DAN bleibt gesund! sprach mit Dr. Johannes C. Haberecht über die Volkskrankheit Reflux
DAN: Dr. Haberecht, welche weiteren Symptome verursacht die Refluxkrankheit und welche Ursachen sind dafür verantwortlich?
Dr. Haberecht: Neben dem Hauptsymptom Sodbrennen können ein verstärktes Räuspern als Ausdruck einer Kehlkopfentzündung durch die aufsteigende Säure sowie Reizhusten, selten eine Asthmaneigung, Zahnstörungen und Nasennebenhöhlenentzündungen beobachtet werden.
Die Ursachen für den Reflux sind der Rückstrom der Magensäure sowie seltener von Gallensäure durch ein zu häufiges Erschlaffen des unteren Speiseröhrenschließmuskels. Auslösende Faktoren können Übergewicht oder zu häufige und zu fette Mahlzeiten sein oder auch Schwangerschaften. Der Zwerchfellbruch und Magenbakterien sind hingegen keine Ursache für den Reflux.
Der Genuss von hochprozentigem Alkohol bewirkt allerdings eine direkte Speiseröhrenschleimhautschädigung. Nikotin, Alkohol und zuckerhaltige Getränke und Speisen bewirken hingegen eine vermehrte Magensäureproduktion. Es gibt auch Medikamente, die eine Entzündung der Speiseröhre begünstigen.
Wie wird eine Speiseröhrenentzündung behandelt und erkannt?
Von den insgesamt 12 Millionen Refluxerkrankten haben etwa 70 Prozent der Betroffenen keine endoskopisch erkennbare Entzündung. Sie verfügen über gute Schutzmechanismen, leiden aber unter Sodbrennen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich bei denjenigen Speiseröhrenveränderungen entwickeln, ist sehr gering. Die anderen 30 Prozent haben erosive Entzündungen, die endoskopisch kontrolliert und klassifiziert werden müssen.
Wichtig ist auch die Familiengeschichte, das heißt, ob Magen- oder Speiseröhrenkrebs bereits vorgekommen sind. Blutarmut, Schluckstörungen sowie eine Gewichtsabnahme sind weitere Indikatoren für eine schwerere Erkrankung. Allerdings sind ein Speiseröhrenkrebs oder eine Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre sowie eine Speiseröhrenallergie-Erkrankung relativ selten und gehen meistens mit einer schmerzhaften Schluckstörung einher.
Durch die Endoskopie wird festgestellt, ob eine relevante Speiseröhrenerkrankung vorliegt oder oder ob schwere Veränderungen der Speiseröhre mit langfristiger Krebsneigung, dem sogenannten Barrettösophagus, bestehen. Regelmäßige Kontrollen sind dann unumgänglich, einhergehend mit der Einnahme von Protonenpumpenhemmern. Das sind Tabletten, welche die Produktion von Magensäure hemmen.
Eine Operation des Schließmuskels wird selten empfohlen, da nach einiger Zeit trotzdem wieder Tabletten eingenommen werden müssen, weil wieder Säure in die Speiseröhre gelangt.
Haben die Magentabletten Nebenwirkungen, wenn sie dauerhaft eingenommen werden?
Nein, die Protonenpumpenhemmer gehören zu den nebenwirkungsärmsten Medikamenten der Welt. Studien wurden oft nur bei schwerkranken Patienten durchgeführt, die vielfache Erkrankungen haben. Eine verstärkte Frakturneigung sowie auch eine reduzierte Kalziumaufnahme konnten nicht nachgewiesen werden. Ebenso eine Neigung zur Demenz oder zu einem Schlaganfall konnte durch Studien ausgeschlossen werden.
Allerdings besteht nach einer Langzeitaufnahme der Tabletten eine verminderte Aufnahme des Vitamins B12.
Was kann der Patient sonst noch tun, um der Erkrankung entgegen zu wirken?
Das Optimum ist eine gesunde Lebensform. Das bedeutet, sich gesund zu ernähren und auf Fertigprodukte weitestgehend zu verzichten. Abends sollte nur eine leichte Kost gegessen werden und idealerweise sollte nach 18 Uhr nicht mehr gegessen werden. Die letzte Flüssigkeitszunahme sollte zwei Stunden vor dem Schlafengehen erfolgen. Beim Schlafen selbst sollte das Kopfteil erhöht werden.
Außerdem braucht ein Großteil der Patienten die Säureblocker nur zeitweise und dann nur noch nach Bedarf einzunehmen. Alternativ können bei den leichten Verläufen auch Natriumkarbonat oder Alginat als Medikation eingenommen werden.