„Rücksturz zur Erde über die Dörfer“ an vier Orten
jz Regional. Wenn das Dorf nicht ins Theater kommen kann, muss das Theater eben ins Dorf kommen – diese Überlegung liegt dem neuen Projekt „Rücksturz zur Erde über die Dörfer“ des Theaters Freie Bühne Wendland zugrunde. Ab heute macht sich das Ensemble mit seinem bunten Theaterbus auf den Weg in vier Lüchow-Dannenberger Dörfer, um für deren Bewohner zu spielen. Es geht nach Gorleben (heute, 18 Uhr), Karmitz (3. September, 18 Uhr), Neu Darchau (5. September, 15 Uhr) und dann nach Gistenbeck (6. September, 15 Uhr).
Ein Stück und ein Drehbuch für die Auftritte gebe es nicht, wohl aber konkrete Ideen und eine grobe Struktur. Bunt und grell soll es sein, mit markanten Figuren und in Interaktion mit dem Publikum, so flexibel und beweglich wie möglich: „Wir wollen zeigen, wie leicht und spielerisch und verrückt Theater sein kann. Unser Wunsch ist es, dass wir mit den Menschen ins Gespräch kommen und sie nicht nur bespaßen“, sagt Gero Wachholz, Gründungsmitglied der Freien Bühne Wendland. Das Ensemble erhält für das Projekt durch das Sonderprogramm Global Village Ventures des von der Bundesregierung geförderten Fonds Darstellende Künste 5 000 Euro. „Hintergrund der Idee ist, dass wir gesehen haben, wie alle anderen Theater mit geradezu hysterischer Besessenheit anfingen, sich ins Internet zu verlagern. Uns war schnell klar, dass wir ins Analoge gehen wollen, wir wollen draußen sein“, erzählt Wachholz.
Gespielt wird also an der frischen Luft – man stünde in engem Kontakt zum Gesundheitsamt, was den Infektionsschutz anginge. Aber ob die Menschen in einem Jahr, das so sehr von Unsicherheit und Trübsinn geprägt ist, Lust auf lautes, buntes Theater haben? „Theater spielen heißt zu wagen. Und das wagen wir. Dass das auch auf Widerspruch stoßen kann und nicht nur sanft aufgenommen wird, ist uns bewusst“, sagt Schauspielerin Kerstin Wittstamm. Größte Herausforderung aber sei zunächst, meint Gero Wachholz, die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner zu gewinnen. Draußen Theater zu spielen, so zwanglos, das sei etwas ganz anderes als im Saal, wo Licht, Raum und Akustik die Aufmerksamkeit auf die Bühne konzentrieren. Auf wendländischen Dorfplätzen sieht das ganz anders aus, aber anders ist in diesem Jahr schließlich ohnehin fast alles.