Spätfolgen der Corona-Erkrankung
bm Regional. Die Entscheidung, im März in den Skiurlaub zu fahren, hängt einer Lüchow-Dannenberger Familie bis heute nach: Denn drei der vierköpfigen Familienmitglieder waren damals an Corona erkrankt (Kiebitz berichtete). Die Verläufe waren vergleichsweise mild, keiner musste ins Krankenhaus und der akute Teil der Krankheit dauerte etwa eine Woche. Bis heute ist die Familie mit der Krankheit beschäftigt. „Wir haben Spätfolgen.“
Zumindest der Tochter ginge es gut und sie sei anscheinend mit der Erkrankung durch, informieren die Eltern. Die Mutter fühle sich „gesund, aber nicht genesen“, beschreibt sie ihre Verfassung. Zu den Folgeerscheinungen zählen massiver Haarausfall, Bluthochdruck sowie ein schlechterer Geruchs- und Geschmackssinn. „Letzteres ist aber schon besser geworden.“ Der Vater leidet bis heute an einem schlechten Geruchssinn und fühlt sich noch nicht wieder voll belastbar. „Ich habe immer viel Sport gemacht, aber vieles fällt mir schwerer. Ich fühle mich nicht vollständig gesund.“ Was bleibt, ist die Unsicherheit, was noch passieren könnte. „Man hört von so vielen möglichen Spätfolgen. Das verunsichert.“
Annika Meyer (Name von der Redaktion geändert) ist im Frühjahr ebenfalls an Corona erkrankt und war 24 Stunden im Krankenhaus. „Ich hatte hohes Fieber und ein Geräusch in der Lunge. Durch die fiebersenkenden Mittel konnte ich schnell wieder nach Hause.“ Am schlimmsten sei für sie der sehr starke Haarausfall gewesen, der etwa drei Monate nach der Krankheit auftrat. „Die Haare sind mir büschelweise ausgefallen. Nur die dunklen Haare.“
Für alle drei Betroffenen war die Unsicherheit während der Infektion schlimm. „Man wird damit so alleine gelassen“, war die Empfindung des Ehepaars. Das Symptom Haarausfall, das beide Frauen hatten, empfanden sie als besorgniserregend. „Die Ärzte gehen aber davon aus, dass es eine Spätfolge sein könnte“, berichtet Annika Meyer.
Allgemeinmediziner und Internist Dr. Hinrich Kollenrott aus Wustrow hat insgesamt sechs Corona-Patienten betreut. „Bei jedem ist es anders. Und man weiß auch nicht, ob derzeitige Beschwerden Spätfolgen sind, die bleiben, oder Symptome, die wieder verschwinden.“ Für das Ehepaar spielt auch die psychische Komponente eine Rolle. „Es gibt Leute, die denken, ich würde mir meine jetzigen Symptome nur einbilden“, ist die Empfindung der Ehefrau.
Die Gesellschaft scheint sich zusehends zu spalten. Am Anfang der Pandemie hielten die Menschen zusammen. Der Mediziner warnt vor zu viel Leichtsinn: „Corona ist keine Grippe, sondern eine sehr ansteckende Virusinfektion. Die Unsicherheit im Umgang mit dem Virus hat auch zu unübersichtlichen politischen Maßnahmen geführt. Aber die Unterbrechung der Infektionsketten zählt zu den entscheidenden Maßnahmen bei Pandemien.“
Daher sei die Erkenntnis interessant, dass mit Einführung der Maskenpflicht und der Abstandsregelungen die Anzahl der Grippeinfektionen drastisch nach unten ging. „Das zeigt, dass solche Maßnahmen greifen, auch wenn sie auf Dauer wenig Spaß machen.“