Wie Gastronomen den Lockdown erleben
bv/bm Lüchow-Dannenberg. „Ich habe Freunde, die sämtliche Rücklagen ihres Berufslebens aufgebraucht haben“, berichtet Larsen weiter: „Wir tauschen uns per Facebook aus, einigen geht es sehr schlecht. Mir geht es vergleichsweise gut, meine Gedanken sind vermehrt bei den anderen. Aber: Natürlich ist es ärgerlich, dass wir keine Veranstaltungen machen können, Faltenrock und Livemusik im Laden – das fehlt mir und unseren Gästen. Viele der Gäste sind zu handverlesenen Freunden geworden – natürlich vermisse ich das, aber ich hege keinen Groll.“
Die Schallplattenbörse habe er nun schon zweimal abgesagt, wegen Corona – „wir machen da keinen neuen Termin. Wir warten, bis es sicher zu machen ist. Da es keine Großveranstaltung ist, können wir das kurzfristig anberaumen. Sobald wir dürfen, findet die Börse statt.“
Der Teil-Lockdown zur Eindämmung der Corona-Krise zeigt übrigens nach Worten von Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig in dem Bundesland inzwischen Wirkung: „Die Infektionszahlen sind rückläufig. Gut, dass wir frühzeitig reagiert haben“, twitterte Schwesig.
Sich das Essen nach Hause zu holen, sei derzeit eine echte Alternative zum Restaurantbesuch, informiert Maja Grönecke vom DEHOGA-Kreisverband Lüchow-Dannenberg. „Mit dem „Außer-Haus-Verkauf“ können viele sich noch ganz gut über Wasser halten, aber grundsätzlich verstehen wir die Relation der Maßnahmen nicht so wirklich“, betont Grönecke, die mit dem Gasthaus Grönecke in Breese/Marsch selbst einen Gastronomiebetrieb mit großem Veranstaltungssaal betreibt. „Wir haben alle investiert in die vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. Überall stehen Desinfektionsmittel. Die Schulen und der Einzelhandel bleiben offen, aber wir müssen schließen. Das wird einigen das Genick brechen“, befürchtet Grönecke.
Hinzu komme, dass es noch keine Anträge für die angekündigten Novemberauszahlungen gebe und viele Betriebe darauf angewiesen seien. Für Gröneckes Betrieb laufe es noch ganz gut. „Immerhin fallen die Gänseessen insofern nicht aus, als dass alle Kunden, die bei uns reserviert haben, sich das Essen nach Hause holen. Die Ware ist ja auch da. Was uns natürlich fehlt, ist der Getränkekonsum, wenn die Leute bei uns essen.“ Ein weiteres Problem bei der Lieferung nach Hause seien mittlerweile die Verpackungen. Selbst der Großhandel hätte schon Schwierigkeiten, Verpackungsmaterial zu bekommen. „Viele unserer Kunden bringen ihre eigenen Utensilien mit, aber immer funktioniert das nicht.“
Zusagen für Feiern könnten nur unter Vorbehalt gemacht werden. „Wir wissen ja auch nicht, wie es im kommenden Jahr weitergeht.“
Das Weihnachtsgeschäft drohe zu platzen, genauso wie zuvor das Ostergeschäft. Eine wichtige Info für die Gäste liegt Grönecke allerdings noch am Herzen: „Bei einem geplanten Restaurantbesuch ist es nicht notwendig, vorher zu reservieren. Die Gäste können jederzeit kommen.“
Keinen Groll wegen des erneuten Lockdowns hegt Neu-Gastronom Frank Banse von „Frankys Brutzelbude“ in Dannenberg. Er ist ein Pandemie-Pechvogel – hat den vordem als „Pleitegeier“ bekannten Imbiss im Sommer renoviert und bietet dort seit kurzem Wildbratwurst, Pommes, halbe Hähnchen und Schaschlik an. Der Start war vielversprechend. Und dann wurde, nur wenige Wochen nach der Eröffnung, der zweite bundesdeutsche Lockdown verkündet. „Aber da können die Politiker nichts dafür, sie reagieren ja nur auf die wieder steigenden Coronazahlen“, betont Banse.
Wer allerdings etwas dafür könne, das seien in erster Linie die Menschen, die sich nicht um die Vorgaben scherten, auf Masken verzichteten, in Corona-Hotspots in den Urlaub führen und ungeschützt feierten. Auf die ist er sauer, auch wegen der Auswirkungen auf andere Selbstständige. Er dürfe ja weiterhin verkaufen. Aber es komme kaum noch jemand. „Unser Umsatz ging um 80 Prozent zurück“, betont Banse: „Man sitzt hier stundenlang für nichts. Aber ich werde nicht aufgeben.“