Hannes Jung hielt Vortrag über Steinobst
bm Woltersdorf. Im Grunde ist es mit den Kirschen wie bei den Menschen – jede ist ein genetisches Unikat. „Es funktioniert nicht, einfach einen Kirschstein in die Erde zu stecken und daraus die Kirsche heranzuzüchten, die man gerne hätte. Es ist ungewiss, was für eine Art daraus entstehen wird, wie sie auf Pilzbefall reagiert und wie sie schmeckt“, erläuterte Hannes Jung vom Apfelverein Lemgow/Woltersdorf unlängst im Rahmen eines Vortrags über Steinobst. Und da gerade Kirschenzeit ist, ging es vornehmlich um die fleischige, rote Frucht, von denen es recht viele an der Allee von Woltersdorf nach Thurau gibt. Wenn man eine bestimmte Kirschsorte vermehren möchte, müsse man sie veredeln. „Man benötigt eine sogenannte Unterlage, also den bewurzelten Teil des Kirschbaums oder ein Minibäumchen und ein Edelreis und legt die beiden Pflanzteile aufeinander. Dann wickelt man ein Band darum, sodass sie zusammenwachsen.“ Auf diese Weise entstehe ein sortenreiner Abkömmling der gewünschten Sorte. Dabei bestimme die Unterlage vor allem die Wuchsstärke und -intensität; diese ist für die Lebensdauer, Blühwilligkeit und den Ertragsverlauf des zukünftigen Kirschbaumes verantwortlich.
Auch mit der Befruchtung von Süßkirschen sei das so eine Sache: Die meisten Süßkirschsorten seien nämlich steril, das heißt, sie können sich nicht selbst befruchten, also keinen Pollen von der eigenen Blüte oder dem eigenen Baum verwenden. Wichtig für eine erfolgreiche Ernte sei zum einen das Klima und zum anderen die Gesundheit des Baums. Die Basis für Letzteres sei die Standortwahl. „Obstbäume mögen es vom Boden her eher ausgewogen, das heißt, nicht zu lehmig und nicht zu sandig. Außerdem sollte man sie nicht zu tief einpflanzen und der Boden sollte wasserdurchlässig sein.“
Weitere Standortfaktoren seien die Sonneneinstrahlung, Windschneisen sowie Nord- oder Südhang. Einer der schlimmsten Feinde der Kirsche sei die Made der Kirschfruchtfliege. „Um diese zu bekämpfen, hilft nur gründliches Ernten, sodass keine Früchte am Boden liegen bleiben, über welche die Made wieder in den Baum gelangen kann.“ Der Verein hatte dazu an diesem Tag genug Helfer.