Spannende Schau mit dem Titel „Feuerwehr Dömitz im Nationalsozialismus“
rs Dömitz. Wer besitzt Fotos, Briefe, Unterlagen oder andere Objekte aus der NS-Zeit und würde sie unserem Projekt zur Verfügung stellen? Wer weiß etwas über Einsätze der Feuerwehr zu dieser Zeit? Diesen und ähnlichen Fragen ging in den vergangenen zwei Jahren die Freiwillige Feuerwehr Dömitz nach, um eine Ausstellung unter dem Titel „Die Feuerwehr Dömitz im Nationalsozialismus“ zu gestalten. Die Wehr der Festungsstadt ist damit eine der ersten Feuerwehren, die an dem bundesweiten, vom Bundesinnenministerium geförderten Projekt „Feuerwehren in der NS-Zeit“ teilnehmen, das vom Deutschen Feuerwehr-Museum Fulda, dem Deutschen Feuerwehrverband und der Justus-Liebig-Universität Gießen initiiert wurde. Ab heute um 17 Uhr bis zum Dreikönigstag präsentiert die kleinste Teilnehmerwehr, die 36 Aktive umfasst und über jeweils 20 Mitglieder in der Kinder- und der Jugendabteilung verfügt, ihre Ergebnisse – coronakonform im Rahmen einer Schaufensterausstellung an sieben Standorten, die über die Innenstadt verteilt liegen (Wallstraße 4, Friedrich-Franz-Straße 2, 5 und 8, Torstraße 7 und 19 sowie Rathausplatz 3). Lediglich das Projekt von Schwedt steht dann noch aus.
„Ziel aller Projekte ist es, die eigene NS-Geschichte aufzuarbeiten“, informierte Ortswehrführer Enrico Frenz. „Alle, auch die Mitglieder der Seniorenabteilung, haben sich dazu eingebracht, berichtete der 43-Jährige, der seit 2013 an der Spitze der Wehr steht. Um wissenschaftlich-fundierte Ergebnisse zu erzielen, habe man das Kreis- und das Landesarchiv besucht, habe die entsprechenden Ausgaben der Dömitzer Zeitung durchforstet. „Das allein waren rund 10 000 Seiten. Jedoch gab es dort nur wenige Aufzeichnungen die Feuerwehr betreffend“, so Frenz, der bedauert, dass der Bereich Oral History, die Befragung von etwaigen Zeitzeugen, pandemiebedingt nicht erfolgte.
Die Schau ist in sieben Themen unterteilt. Auf Aufstellern, die vielfach großformatige Fotos aufweisen, geht es neben den Einsätzen – wer erinnert sich noch, dass 1939 in Langendorf 16 Gebäude niederbrannten, die Wehren aus Langendorf, Dömitz, Hitzacker, Breese in der Marsch, Jameln und Lüchow dagegen ankämpften – um Zwangsarbeit, um den Adolf-Hitler-Platz (heute Rathausplatz) und um die Juden in Dömitz. Zwei Familien waren 1933 in der Festungsstadt ansässig. Anna Wolkenstein wurde deportiert und verstarb Anfang 1943 im KZ. Überdies hat die Jugendfeuerwehr ein Hörspiel erstellt, das anhand der polizeilichen Vernehmungsakten den Sabotageakt in der Munitionsfabrik nacherleben lässt.
Die Ausstellung soll bis 1990 fortgeschrieben werden und bis 2024, wenn die Ortswehr ihr 100-Jähriges feiert, gezeigt werden.