bv Dannenberg. Martin Stark ist von Anfang an im Dannenberger Reparaturcafé dabei. „Seit 13 oder 14 Jahren“, so genau weiß er es nicht mehr. Dem pensionierten Sonderschullehrer sieht man seine 84 Lebensjahre nicht an. Mit wachen Augen kümmert er sich um die Anliegen seiner Kundinnen und Kunden. „Meistens repariere ich Staubsauger und Nähmaschinen“, berichtet Stark.
Jeden letzten Sonnabend im Monat bietet ein Team von ehrenamtlichen Reparateuren seine Dienste im Dannenberger Mehrgenerationenhaus (MGH) von 10 bis 13 Uhr an, außer im Dezember.
Sie machen Haushalts- und Elektrogeräte wie Kaffeemaschinen und Radios wieder fit, reparieren Kabelbrüche, reinigen Staubsauger, flicken sogar Kleidung aus – ein neues Angebot des Reparaturcafés. Eine ältere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, nimmt Aufträge zum Ausbessern von Garderobe entgegen. Sehr versiert kürzt sie Röcke und Blusen, näht neue Reißverschlüsse in Kissenbezüge, kürzt auch Gardinenschals.
Sie nimmt die Arbeit aber mit nach Hause. „Ich komme aus der ehemaligen DDR“, berichtet die Frau, „für meine Töchter habe ich viel selbst genäht. Wir haben nichts weggeworfen, sondern uns immer bemüht, es zu flicken.“ Eine Haltung, die sie in der heutigen Zeit von „fast fashion“, der schnell wechselnden Wegwerfmode, sehr vermisst.
Bei dem Neuen im Team, Joachim Päckert aus Zernien, nimmt Joachim Tetzel Platz. Der betagte Herr, er wohnt nebenan im Altenheim, setzt sich gegenüber vom Reparateur auf einen Stuhl. Auf einem Handtuch präsentiert er, was er repariert haben möchte: zwei mechanische Wecker, geschätztes Baujahr 1950.
Päckert stellt als Erstes die sogenannte Hemmung auf Mitte, sie reguliert das Tempo. Und zieht die Wecker auf. Und siehe da: sie sind gar nicht defekt, sie ticken wieder. Ein bisschen säubern, dann klingelt der eine auch wieder.
Dann legt Annette Schmand ihren Staubsauger auf den Tisch. Problem: „Er wird heiß und saugt dann nicht mehr.“ Reparateur Michael Böhm nimmt das Gerät auseinander. Nach kurzer Zeit hat er den Fehler gefunden: eine fehlende Feder, die den Beutel an den Ansaugstutzen drückt. „Der zieht Nebenluft und Staub in den Motor.“ Nichts Dramatisches, wäre schnell zu beheben, aber das Ersatzteil ist nicht zu beschaffen. Da muss improvisiert, eine Feder mit dem, was vor Ort ist, gebastelt werden. Am Ende saugt er wieder.
Sinn und Zweck von Reparaturcafés ist es, den Geldbeutel der Besitzer und die Umwelt zu schonen. Denn jedes reparierte Gerät muss nicht neu hergestellt und gekauft werden. Sie fördern auch das Gemeinschaftsgefühl, betont Hellmut Albers, weil Menschen freiwillig zusammenarbeiten und sich austauschen. Die Reparaturcafés bieten schließlich auch Gelegenheit, mehr über Technik und Reparaturmethoden zu lernen. Indem sie den bewussten Umgang mit Ressourcen stärken, tragen sie direkt dazu bei, die Umwelt zu schonen.
Oft sei es so, dass einer, der nicht weiter weiß, vom Kollegen den entscheidenden Tipp bekomme, erläutert Martin Stark. Der eine ist im Mechanischen besonders bewandert, der andere im Digitalen. Aber eins eint alle ehrenamtlichen Heilemacher: sie sind allesamt Ü60, einige auch schon Ü70. „Wir wünschen uns jüngere Mitmacher. Wer Lust hat, ist jederzeit willkommen“, erläutert Stark. Einfach am letzten Sonnabend des Monats von 10 bis 13 Uhr im Dannenberger MGH vorbeischauen.