Spur des Kunstmalers Geerken führt ins Wendland
bv Pannecke. Es war eine ganze Reihe von Zufällen, die Marianne Kollhoff aus Pannecke mit Inge Cordes aus Bremen zusammenbrachte. „Unsere Geschichte ist verrückt“, freut sich Marianne Kollhoff, als sie Inge Cordes, geborene Geerken, zur Begrüßung in die Arme schließt. Cordes ist aus Bremen angereist und hat ein Bild mitgebracht. Das Ölgemälde zeigt sie als junges Mädchen, welches Flöte spielt. „Das habe ich so gern gemacht, später musste ich auf Geige umsteigen“, berichtet Cordes. Sie sei damals 12, vielleicht 13 Jahre alt gewesen, mutmaßt sie. „Ich ging da wohl in die siebte oder achte Klasse.“ Genau das selbe Motiv besitzt Kollhoff auch – allerdings als Kohlezeichnung.
Sie habe ihrem Vater, dem Bremer Kunstmaler und Lehrer Fritz Geerken, oft Modell gestanden, berichtet Inge Cordes – „mit gemischten Gefühlen“, erinnert sich die Bremerin. „Einerseits mit Freude, weil ich ihm den Gefallen gern getan habe, andererseits hatte ich damals keine Lust, stundenlang stillzusitzen“, lacht die Mutter vierer Kinder – und inzwischen mehrfache Großmutter. „Mein Vater war streng und aufbrausend, wenn ich mich mal reckte oder anders hinsetzte. Das durfte man nicht.“
Ihr Mann, Professor Hermann Cordes, war Konrektor der Bremer Universität. „Er ist vor sieben Jahren verstorben“, berichtet Cordes. Das Ehepaar hat vier Kinder großgezogen. „Eine meiner Töchter lebt in den USA, sie ist dort Pastorin. Die zweite lebt in Göttingen, sie arbeitet als Berufsschullehrerin. Die dritte Tochter ist Grundschullehrerin in Berlin, unser Sohn schließlich ist Informatiker und lebt in Ludwigshafen. Damals hatte ich nicht viel Zeit für mich. Ich war studierte Lehrerin, war aber vor allem Mutter und Hüterin der Familie. Ich wollte unbedingt unterrichten, aber damals gab es einen Einstellungsstopp für Lehrer. Ich habe mich dann später wieder an der Bremer Uni eingeschrieben, als Gasthörerin.“
Wie aber ist Marianne Kollhoff, Heilerin und Künstlerin, an ihr Kunstwerk gekommen? „Das hat mir mein Nachbar Michael Stoll vor 20 Jahren geschenkt. Er wollte es loswerden. Meine Schwester hat dann den Künstler für mich gegoogelt, wir wollten es schätzen lassen, in der Sendung „Bares für Rares“. Bei den Recherchen hat sie herausgefunden, dass Werke dieses Malers gesucht werden, für eine Ausstellung. Also habe ich bei der Kontaktadresse angerufen. Da hieß es: ,Ja, aber das ist lange her! Aktuell suchen wir nichts. Aber: Was für ein Motiv haben Sie denn?‘“
Als Inge Cordes – sie war am anderen Ende der Leitung – erfuhr, dass es sich um eine Zeichnung eines Mädchens, das Flöte spielt, handelte, sagte sie: „Das bin ich!“ Und als Kollhoff erfuhr, dass es sich bei der Angerufenen um die Tochter des Künstlers handelte und sie das Mädchen ist, was auf ihrer Zeichnung zu sehen ist, vertieften sich die beiden ins Gespräch. Am Ende lud Marianne Kollhoff Inge Cordes ins Wendland ein. „Die Geschichte wird noch verrückter“, freut sich Kollhoff: Die gerahmte Zeichnung stammt aus der Lüchower Galerie Peterle. Auf der Rückseite des Rahmens ist eine Einladung aufgeklebt, mit dem Hinweis auf eine – leider undatierte – Ausstellungseröffnung in Lüchow – mit Werken des Bremer Malers Fritz Geerken. Motiv ist eben jenes Mädchen mit der Flöte. Und es wird auf zahlreiche Ausstellungen des Malers verwiesen, der Mitglied im Bremer Künstlerbund war: etwa in der Bremer Kunsthalle, in Worpswede, auf dem Celler Schloss, in Oldenburg, im Münchner Maximilianeum, in Kiel oder im dänischen Svendborg. Und eben – in Lüchow.