Schröder überschreibt Stones-Fan-Museum an Sohn
Lüchow. „Time waits for no one – and it won’t wait for me.“ „Die Zeit wartet auf niemanden, und sie wird auch nicht auf mich warten“, sangen die Stones auf ihrem Album „It‘s only Rock‘n‘Roll“. Sie sangen die eingängige Ballade etwas schwermütig, geht es doch um die Vergänglichkeit allen irdischen Seins. Dabei waren die Rockmusiker, die die Flüchtigkeit ihres eigenen Lebens reflektierten, damals noch jung und knackig – die Premiere des Songs liegt 50 Jahre zurück.
Nun sagt man dem recht zähen Keith Richards nach, dass er neben Kakerlaken die einzige Lebensform sei, die auch einen Atomschlag überleben könne. „Aber das ist natürlich nur ein Witz“, meint Ulli Schröder, der vielleicht größte Fan der Rolling Stones. Richards war bekanntlich jahrzehntelang heroinabhängig und trank zeitweilig eine Flasche Whisky pro Tag. Dass er noch lebt – ein Wunder.
Auch Ulli Schröder, Betreiber des einzigen von den Rolling Stones autorisierten Fan-Museums der Welt, ist sich seiner eigenen Vergänglichkeit bewusst. Auch wenn er, ähnlich wie Keith Richards, plant, „noch weitere 25 Jahre zu arbeiten“. Wie bitte? „Ja, als Angestellter meines Sohnes Tim“, schmunzelt der 75-Jährige.
Hintergrund ist eine ernste Sache: Schröder hat vor Kurzem sein Museum samt dem wertvollen Inhalt an seinen 30-jährigen Sohn überschrieben. „Wenn Immobilien mit dranhängen, muss man das notariell beglaubigen lassen“, erläutert Schröder, der mit diesem Schritt absichert, dass seine Sammlung auch nach seinem Tod komplett bleibt. Immerhin gilt sie als eine der größten der Welt.
Der Lüchower betont, dass „in dieser Liga nur noch wenige Sammler mitspielen. Etwa drei bis vier, je nach Zählart. Die sind weitaus reicher als ich, aber ich habe die Kontakte zu den Stones.“ Was ihm ein paar exquisite Unikate für sein Museum bescherte. Unter anderem verfügt Schröder über den riesigen Snooker-Tisch der Stones, der auf fast 200 Konzerten dabei war – „es gab einen eigenen Luftfrachtcontainer und ein Zwei-Mann-Team, was nur für den Auf- und Abbau zuständig war“. Die Stones haben Schröder den Tisch zur Einweihung geschenkt. Oder die Mercedes-Limousinen von Mick Jagger und Bill Wyman: Der Bassist der Stones sorgte dafür, dass Schröder sie zum Selbstkostenpreis bekam. Ron Wood schenkte ihm Gitarren, Bühnen-Outfits und jede Menge Zeichnungen – allesamt Unikate.
Allerdings hat der neue Chef seinem alten Herrn auch gleich einen Ausgabestopp verordnet. „Wir achten jetzt etwas strenger auf die Haushaltsdisziplin“, lacht Schröder junior. Aber er hat auch den Barcelona-Stones-Fanschal und das Barca-Trikot mit Stones-Zunge genehmigt. Zeugs, für das Fans viel Geld bezahlen.
„Unser Lager ist voll, wir haben etwa viermal so viel Material, wie wir zeigen können. Deshalb tauschen wir den Inhalt regelmäßig aus“, erläutert Schröder senior. Und Schröder will sicherstellen, dass sein Museum auch nach seinem Ableben für alle Interessierten zugänglich bleibt. Einen Grabstein hat Schröder jedenfalls schon. „Da ist eine kleine technische Spielerei eingebaut“, schmunzelt er: „Wenn sich jemand nähert, ertönt meine Stimme, die sagt: ,Gestatten Sie, dass ich liegen bleibe’.“