Die Geselligkeit wird großgeschrieben

Gemeinsames Laubharken zählt in vielen Dörfern zu den alten Traditionen

bm Lüchow-Dannenberg. Auf dem Weg durch Vasenthien fährt man an vielen kleinen Laubhaufen vorbei, die rechts und links am Straßenrand zusammengeharkt sind. Es sind die ersten Blätter, die herabfallen. Viele kommen noch. Die Arbeit liegt quasi vor der Tür. Und um die Dörfer vom Laub zu befreien und sie nicht nur gepflegt aussehen zu lassen, sondern auch verkehrssicher zu machen, gibt es in Lüchow-Dannenberg vielerorts gemeinsames Dorflaubharken – und das seit vielen Jahren. „Am besten nach dem ersten Frost, denn dann kommen auch die letzten Blätter herunter“, erläutert Fred-Gunter Bade aus Klein Breese. Bade ist in dem kleinen Dorf geboren. Früher habe jeder buchstäblich vor seiner eigenen Tür gekehrt, sagt er: „Das führte aber öfter zu Streit, weil jeder zu unterschiedlichen Zeiten geharkt hat und das Laub entsprechend auf das bereits saubere Nachbargrundstück geweht ist.“ Daraufhin habe er vor etwa 30 Jahren einen Aufruf im Dorf gestartet und zu einem gemeinsamen Laubharken eingeladen. Schließlich habe er als Landwirt auch die notwendigen Gerätschaften und könne das Laub auf seinem großen Anhänger wegfahren. Die Klein Breeser verbinden das besondere Ritual mit dem gleichzeitigen Aufstellen des Weihnachtsbaums in der Dorfmitte sowie einem gemeinsamen Grünkohlessen am Abend.

Thorsten Hensel aus Trebel initiiert ebenfalls seit Jahren diese gemeinsame Aktion. „Wir sind immer zwischen 50 und 60 Personen, die mitmachen. Auch unsere Mitbewohner, die in Trebel ein Wochenendhaus haben, nehmen sich dafür frei, um mitzuhelfen“, freut Hensel sich über das gute Miteinander. In Trebel gebe es sogar ein zweites Frühstück, ein Mittagessen und ein „After-work-Essen“, wie Hensel informiert.

„Es gibt eine Reinigungspflicht“

Auch die Woltersdorfer säubern ihr Dorf gemeinsam an einem Tag. „Hinterher wird am Dorfteich unter dem Pavillon gegrillt“, informiert der Bürgermeister der Woltersdorfer Gemeinde Tobias Gauster. „Allerdings harken wir nur in der Dorfstraße, denn dort stehen die großen alten Eichen. Die im Dorf ansässigen Landwirte fahren das Laub weg. Damit ist jedem geholfen, denn viele würden ihr Laub sonst gar nicht wegbekommen oder müssten dafür bezahlen. Wenn die Gemeinden das Blätterwerk wegfahren, ist es kostenlos“, so Gauster. Wichtig zu wissen sei allerdings, dass es bei der Gemeinschaftsaktion nicht nur um die Geselligkeit gehe oder darum, dass die Dörfer anschließend wieder schön aussehen. „Es steht sogar in der Satzung, dass jeder vor seinem Grundstück bis zur Fahrbahnmitte verpflichtet ist, diesen Bereich sauber zu halten“, erläutert Gauster. Die Gemeinde sei nur für Flächen verantwortlich, die nicht direkt zu einem Grundstück gehören würden. Das unterstreicht auch Rita Schulz aus Vasenthien. „Bei uns klappt es aber immer sehr gut. Jeder harkt im Vorfeld schon auf und vor seinem Grundstück und anschließend wird alles eingesammelt. Wir unterstützen uns gegenseitig. Wir haben auch alleinstehende Personen, die das gar nicht mehr bewältigen können“, erläutert die Vasenthienerin, die in jedem Jahr die Suppe für das gemeinsame Essen im Anschluss kocht.

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