„Es könnte ein gutes Pilzjahr werden“

Entdeckungsreise in die heimische Pilzwelt mit vielen Tipps von Profis

em Göhrde. Birkenporling, Rettich-Helmling, Specht-Tintling und Gemeiner Klapperschwamm – diese Namen stammen nicht aus einem Fantasy-Roman, sondern bezeichnen Pilzarten, die in unseren heimischen Wäldern wachsen. Am Tag der Deutschen Einheit trafen sich Pilzfreunde im Naturum Göhrde zu einer besonderen Ausstellung. Unter der Leitung von Pilzexperte Wolfgang Krantz aus Braudel und erfahrenen Mykologen aus Hamburg, Hannover, Gifhorn und der Umgebung konnten die Besucher ihre eigenen Funde bestimmen lassen und neue Arten entdecken. „Man lernt immer wieder etwas dazu“, meint eine Besucherin, die bereits mehrere Pilzspaziergänge mit Krantz unternommen hat. „Ist das ein echter Pilz?“, fragt eine Besucherin, die vor einem Pilz mit etwa 20 Zentimeter breitem Schirm steht. „Na klar“, lautet die fast chorale Antwort der Experten.

Die Pilzsaison ist in vollem Gange, und viele Pilzfreunde fragen sich, ob das Jahr 2024 eine reiche Ernte bringt. Der Kiebitz hat beim Braudeler Pilzexperten Krantz nachgefragt, der spannende Einblicke und wertvolle Tipps für das Sammeln gab. „Jedes Jahr ist anders“, erklärt er. „Der Regen kam dieses Mal etwa zehn Tage zu spät, aber jetzt mit dem wechselhaften Wetter kommen verschiedene Arten hervor. Es könnte noch ein gutes Pilzjahr werden.“ Bereits im Juli konnten Pilzsammler vereinzelt Pfifferlinge finden – ein ungewöhnliches Phänomen, das die Unberechenbarkeit der Natur zeige.

Besonders freut sich Krantz immer über Pilze, die er noch nicht kennt. „Wenn ich eine neue Art entdecke, ist das immer ein Highlight. Pilze sind unglaublich vielfältig, und es gibt immer wieder Überraschungen.“ Ein Beispiel für die Veränderung der Pilzwelt ist die Falsche Rotkappe. Ursprünglich aus Amerika stammend, hat sich dieser Pilz in den vergangenen drei Jahren auch in hiesigen Wäldern angesiedelt. „Diese Art wächst mittlerweile in unseren Kiefernwäldern und zeigt, wie sich die Natur an neue Gegebenheiten anpasst.“ Er vermutet, dass der Pilz über Sporen an den Stiefeln von Pilzsammlern hierher gelangte.

Krantz rät dazu, immer einen Korb zu verwenden, um die empfindlichen Pilze nicht zu zerdrücken, da sie sonst schneller verderben. Doch wie viele Pilze darf man eigentlich sammeln? Das sei per Gesetz vorgeschrieben. „Pro Person etwa ein Kilo, bei größeren Pilzen zwei Kilo“, erklärt Eberhardt Bach, Pilzexperte aus Hamburg. Man müsse jedoch darauf achten, keine Pilze zu sammeln, die auf der Roten Liste bedrohter Arten stehen.

Krantz empfiehlt, bei der Wahl der Sammelgebiete die Umgebung genau zu betrachten: „Viele Pilze stehen in Symbiose mit Bäumen. Bestimmte Baum­arten deuten auf Pilze in der Nähe hin, insbesondere in Kiefernwäldern.“ Auf die Frage nach Apps zur Pilzbestimmung ist der Experte skeptisch: „Man muss Pilze in der Hand haben, um sie richtig zu bestimmen. Geruch und Struktur sind entscheidend, und eine App kann das nicht ersetzen.“ Pilze können nicht nur essbar oder giftig sein. Der Gemeine Klapperschwamm wird als Heilpilz gehandelt und könnte laut Studien das Wachstum von Krebszellen hemmen. „Nach dem Verzehr fühle ich mich am nächsten Tag besonders vital“, berichtet Mykologe Illja Heicher aus Hannover. Bei Bauchschmerzen trinkt er Birkenporling-Tee: „Nach etwa zehn Minuten sind die Schmerzen weg.“ Sogar Ötzi wusste um die heilenden Eigenschaften des Birkenporlings und trug ihn bei seiner Bergung aus dem Eis um den Hals.

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