Freiraum für eigene Gedanken schaffen

Autorin Anja Tuckermann leitete Schreibwerkstatt im Fritz-Reuter-Gymnasium

bv Dannenberg. Freitag Vormittag. Im Projektraum des nagelneuen NaWi-Gebäudes am Dannenberger Schulzentrum sitzt ein Dutzend Jugendliche im Kreis, vor sich Hefte und Kladden. Mit Kugelschreibern und Füllern notieren sie ihre Gedanken, sie wirken konzentriert. „Die Jugendlichen haben seit gestern schon sehr viel geschrieben. Ab und zu halten wir inne, hören das Geschriebene und reden darüber. Und dann entwickeln sie ihre Texte weiter. Ich bin ganz begeistert“, freut sich Schriftstellerin Anja Tuckermann.

An zwei Vormittagen besuchte die preisgekrönte Berliner Jugendbuchautorin das Fritz-Reuter-Gymnasium in Dannenberg, um mit der Arbeitsgemeinschaft (AG) Kreatives Schreiben zu arbeiten. Ziel der Schreibwerkstatt: Sich auf den Schreibprozess konzentrieren. Ideen entwickeln, Blockaden überwinden, den eigenen Weg finden. Das Motto dazu, berichtet Lehrerin Maria Hacker im Vorfeld, lautet „Mut im Bauch“. „Das Motto haben wir gar nicht gebraucht“, verrät Tuckermann am Ende. „Das kommt automatisch. Alle haben sich ganz toll auf diese Schreibwerkstatt eingelassen“. Denn eins ist klar: Intime Gedanken aufzuschreiben, ist eine Sache. Sie einem Kreis von Mithörern vorzulesen, sich zu offenbaren, ist etwas ganz anderes, erläutert Tuckermann.

Eins eint die Gruppe: Alle schreiben gerne und haben eine gewisse Erfahrung. Blue ist 16 Jahre alt und besucht die zehnte Klasse. Ein besonderes Thema hat Blue nicht, „ich schreibe einfach gerne“. Amelie hingegen hat bisher vor allem Fantasy-Geschichten geschrieben. „Ich freue mich aber, jetzt davon loszukommen“, verrät die 13-jährige.

Nikita verfolgt keine besondere Richtung, sie bringt ihre Gedanken zum „komplizierten Zusammenleben von uns Menschen“ zu Papier. Die Schreib-AG besucht sie seit einem Jahr. Einmal die Woche treffen sich die Teilnehmer, berichtet sie. „Wir schreiben gemeinsam und lesen uns unsere Texte gegenseitig vor.“ Im Anschluss gibt es Feedback, Anregungen, Vorschläge.

Die 12-jährige Lena besucht die siebte Klasse. „Ich schreibe, um meine Gedanken rauszulassen. Es gibt Dinge, die man nicht sagen kann. Aber man kann sie aufschreiben, ohne dass irgendjemand sie jemals liest.“ Im geschützten Rahmen der Schreib-AG trägt sie ihre Gedanken dann doch vor.

Alice, ebenfalls 12, denkt sich gerne magische Geschichten für Kinder aus. Sie schreibe vor allem für ihre vier Geschwister. Ihre Motivation: „Sie sollen Spaß daran haben“.

Rektorin Jutta Weingarten erläutert, dass die AG gegründet wurde, um dem Wunsch von Schülerinnen und Schülern zu entsprechen, frei zu schreiben. Der Deutschunterricht, der vor allem Regeln trainiere, biete dafür nicht genügend Platz. „Es braucht aber einen Freiraum, so zu schreiben, wie man es selbst gerne möchte. Dafür ist die AG Kreatives Schreiben gedacht.“

Am Ende erscheinen die Texte in einer Zeitschrift, die zum Selbstkostenpreis abgegeben wird.

Gesponsert wurde die Schreibwerkstatt vom Friedrich Bödecker Kreis Niedersachsen, der die Lese- und Schreibförderung als „ganz besondere Spielart der kulturellen Bildung“ betrachtet, da sie „nicht nur Partizipation ermöglicht, sondern Kraft der Sprache auch gestalterisches Potential entfacht.“ Das Ziel: Teilhabe am kulturell-schöpferischem Leben.

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