Lomitz: Gut besuchter Tag des offenen Hofes
bv Lomitz. Der Parkplatz ist um die Mittagszeit bereits gut gefüllt. Neben Autos aus Lüchow-Dannenberg sind Besucher aus Gardelegen, Uelzen, Salzwedel, Stendal, gar aus Hamburg auszumachen. Sie parken auf einer Wiese in der Nähe des großen Kuhstalls von Familie Schneevoigt in Lomitz. Auf dem weitläufigen Gelände am Ortsausgang des kleinen Dorfes tummeln sich zahlreiche Besucher – trotz der Mittagssonne, die am Sonntag erbarmunglos brennt. Aus Klein Heide ist Ursula Fallapp nach Lomitz gekommen, mit ihrem Mann August, ihrem Sohn Hinrich und ihrer Schwiegertochter Madeleine, die am Käsestand von Schneevoigts aushilft. Siebietet den von Schneevoigts selbst gemachten Käse, in Würfel geschnitten, zum Probieren an, Geschmacksrichtung Kräuter, Bärlauch und Natur. „Hervorragend, alle drei Sorten!“, lobt Besucherin Karin Barge aus Breselenz. Der Geschmack: mild, dabei sehr aromatisch. „Wir sind verwandt mit Schneevoigts und helfen ihnen, den Tag des offenen Hofes zu bewältigen“, berichtet Ursula Fal-lapp. Hilfe ist willkommen, denn zahlreiche Besucher nutzen am Sonntag die Gelegenheit, Bekannte zu treffen und sich über den innovativen Stall von Schneevoigtszu informieren. „Wir wurden 2018 gefragt, ob wir 2019 den jährlichen ,Tag des offenen Hofes‘ in Lüchow-Dannenberg ausrichten wollen“, erläutert Annika Schneevoigt, die mit ihrem Mann Frank und ihren Eltern den Betrieb in Lomitz mit 70 Milchkühen bewirtschaftet. „Das wollten wir gerne tun, aber Corona kam dazwischen – deswegen machen wir es jetzt.“
Bei dem Käse und der Milch, die es auch an der Milchtankstelle zum Selberzapfen gibt, schmecke man, dass es ihren Kühen gut gehe, erklärt Betriebsleiterin Schneevoigt. Sie hat drei kleine Kinder, hält Konrad auf dem Arm. „Davor hatten wir Kühe in Anbindehaltung. Das ist ein absolutes Auslaufmodell. Deshalb haben wir uns entschieden, in die Zukunft zu investieren.“ Der riesige Stall sei zwar mit bis zu 3 000 Euro pro Kuh teurer als ein konventioneller Stall, aber die Vorteile, vor allem für die Tiere, überwögen deutlich, erläutert Planer Thorsten Wege. Er hat den Stall gemeinsam mit Schneevoigts konzipiert. „Das istein innovatives Projekt“ erläutert er. „Tierwohl kostet Geld. Aber der Staat fördert das auch. Das ist wichtig, denn Schneevoigts bekommen dasselbe Milchgeld wie andere auch.“ Auf Bio umzustellen wäre keine Option erläutert Schneevoigt: „Der Markt ist dicht.“
Da es ihren Kühen tatsächlich besser gehe als jenen, die in herkömmlichen Ställen gehalten werden, seien sie gesünder und gäben bis zu zwei Jahre länger Milch – ein betriebswirtschaftlich wichtiger Faktor. „Die Einstreu besteht aus Holzhackschnitzeln. Die Kühe liegen auf dem weichen, nachgiebigen Boden, was ihre Gelenke schont. Deswegen sind auch ältere Kühe immer noch gut zu Fuß, ihre Euter bleiben sauber und gesund. Das Material wird nach und nach zu hochwertigem Kompost, den wir zur Verbesserung unserer Böden einsetzen. Der hält das Wasser wie ein Schwamm.“
Ein angenehmer Luftzug streicht durch den Stall. Zusätzlich sorgen Deckenventilatoren für Kühlung. Fliegen? Fehlanzeige. Einige Küheliegen auf dem Kompost, der im Winter Wärme spendet. Zwei Kühe gehen raus aufdie Weide, kehren aber gleich wieder zurück – zu heiß. „Tagsüber können sie aussuchen, ob sie draußen oder drinnen sein wollen. Bei der Hitze kommen viele über Mittag lieber rein“, erläutert Schneevoigt. Erst nachts wird das Tor geschlossen, „damit wir morgens früh um 5 Uhr melken können“.
Mit dem Tag des offenen Hofes ist sie „extrem zufrieden“. Die Organisation der begleitenden landwirtschaftlichen Ausstellung: perfekt, die Kuchenstände der Landfrauen – stets umlagert. Weit übertausend Besucher kommen über den Tag verteilt vorbei. „Mit so viel Andrang haben wir nicht gerechnet, wegen der Hitze“, so Schneevoigt. „Wir haben in die Vorbereitung ein halbes Jahr investiert.“ Kreislandwirt AdolfTebel zeigt sich ebenfalls„super zufrieden“ mit dem Bauerntag: „Die Resonanzist überwältigend“, es gäbe ein großes Bedürfnis nach Wiedersehen und Austausch. „Annika und Frank haben hier viel Herzblut reingesteckt – das merkt man“. (Bildergalerie auf www.kiebitz-online.de)