bv Groß Heide. Eines meiner Stehrumchen (ich habe zugegebenermaßen schon recht viele angehäuft in meine inzwischen recht langen Leben, fragen Sie mal meine Frau) ist ein silbrig schimmerndes Modellflugzeug aus Metall. Die Lackierung ist abgeblättert, und drei der vier Triebwerke fehlen. Mich fasziniert die Luftfahrt, seit ich ein kleiner Junge bin. Mein erster Satz war angeblich: „Guck mal, da oben ist ein Fleuzeug.“
Dieses Modell habe ich bei einem Trödler in Jameln gefunden, vor vielen Jahren. Es hatte leider nur ein Triebwerk, deswegen war es überraschend günstig. Normalerweise kosten solche Metallmodelle viel Geld. Es ist eine DC-8 der skandinavischen Airline SAS und der ganze Stolz meiner kleinen Modellflugzeugflotte. Mit meinem enthusiastisch gesammelten Halbwissen habe ich über die Jahre mitbekommen, dass es mit dem großen Bruder DC-10 eine Menge Unfälle gab – 33 Totalverluste. Mit meiner Oma Gisela bin ich mit einer DC-10 einmal in die USA geflogen, lange her, Verwandte besuchen. Wir mussten in Schottland zwischenlanden und stundenlang auf dem Rollfeld warten, weil irgendetwas mit dem Triebwerk war, was repariert werden musste. Ist dann aber gut gegangen.
Mich interessieren auch die Schattenseite der Luftfahrt. Ich lese, etwas makaber, gelegentlich Sachbücher über Flugzeugunglücke. Eines der spektakulärsten war der United-Airlines-Flug 232 im Juli 1989. In einer DC-10 kam es zum Schaden im hinteren Triebwerk, wodurch die Hydraulik vollständig ausfiel. Das Flugzeug konnte nur noch mittels Variation des Schubs der verbliebenen zwei Triebwerke gesteuert werden. Den Piloten gelang eine Notlandung, was als fliegerische Meisterleistung gilt. Immerhin überlebten 175 der 285 Passagiere den Unfall.
Bei der DC-8 ist die Schreckenszahl mehr als doppelt so hoch: bei Unfällen vom Erstflug 1958 bis Februar 2019 gab es bei 556 gebauten Maschinen 83 Totalverluste. Aber einige Muster fliegen noch immer und haben mehr als 100.000 Flugstunden auf dem Buckel. Die DC-8 ist, wie mein Modell, ein extrem langlebiger Typ.
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