Vielfach ausgezeichneter Naturfilmer Jan Haft drehte Zitronenfalter in der Winterstarre bei Wolterdorf
rs Woltersdorf. Fast leblos hängt der Zitronenfalter völlig ungeschützt kopfüber wenige Zentimeter über dem Erdboden, sein Stoffwechsel ist auf dem Minimum.
Über den Wipfeln heulen Windböen des Sturmtiefes „Nadia“. Und mittendrin, in einem Kieferngehölz nördlich von Woltersdorf, freuen sich drei Männer über den Schatz, den der Lüchower Schmetterlingsexperte Martin Gach gefunden hat – und den Naturfilmer Jan Haft mit seinem Kameramann Jonas Blaha gleich bergen. Es ist eben jener für ungeübte Augen kaum erkennbare Tagfalter, der mit zehn bis elf Monaten weltweit die längste Lebensdauer aufweist.
Schnell ist ein Aufbau errichtet, der ein Rundumfilmen des Falters erlaubt – Routine für den Buchautor und vielfach prämierten Dokumentarfilmer sowie dessen Mitarbeiter. Zeitlupen und Zeitraffer, Makroaufnahmen und bewegte Kamera decken verborgene Zusammenhänge auf. Meist produziert der aus dem oberbayerischen Isental angereiste 54-Jährige für das öffentlich-rechtliche Fernsehen – so auch in diesem Fall: Der Woltersdorfer Zitronenfalter wird wie ein von Gach und seinem Freund Andreas Ehlert erspähter C-Falter sowie ein Stierkäfer in einem 45-Minüter 2023 dort zu sehen sein.
Aber warum kommt ein Bayer dafür nach Lüchow-Dannenberg? Haft ist gut vernetzt, über Facebook unter anderem mit Gach. Letzterer hatte dort von seinem Fund – „wir haben hier 62 Exemplare ausgemacht“ – berichtet. Und da Haft zu dem Thema „Tiere im Winter – wie überleben sie?“ recherchiert, habe er einfach angefragt, ob er kommen dürfe. Zudem befinde sich der Fundort auf dem Weg nach Wittstock, wo er am Abend als Stiftungsratsmitglied der Heinz-Sielmann-Stiftung bei einer Filmpräsentation nebst Buchvorstellung mitwirken wolle.
Das Winterleben, die Strategie unter anderem des Tagpfauenauges, der Zimteule und des Kleinen Fuchses, die in Höhlen oder Dachstühlen überleben, habe er schon gefilmt, aber einen Zitronenfalter, der Glyzerin einlagert und deshalb nicht gefriert, zu finden, wenn man ihn braucht, das sei schwer.
Wie bei seinen anderen Filmen will Haft zu einem achtsamen Umgang mit der Natur aufrufen,wobei er an Systemkritik nicht spart – aber ohne zu stigmatisieren.
Dazu taucht er mit seinen Bewegtbildern in eine scheinbar vertraute Welt ein und entdeckt diese für den Betrachter völlig neu – und der Woltersdorfer Zitronenfalter ist dabei.