Keine Zackenzählerei

Auftakt der neuen Kiebitz-Serie zum Thema besondere Hobbys

bm Dannenberg. Wenn man den Hausflur entlanggeht, der zur Wohnung von Carla Michel führt, kommt man an zahlreichen chinesischen Bildern, Fotografien und Drucken vorbei. Und wer die Dannenbergerin kennt, der weiß auch, warum diese schönen Bilder, die den Betrachter zum Verweilen einladen, dort hängen: Die Dannenbergerin ist eine echte China-Expertin. Über 50 Mal sei sie im Reich der Mitte gewesen, erzählt sie. Leicht wehmütig, denn es seien tolle Reisen gewesen. Oftmals sei sie sogar als Reiseleiterin unterwegs gewesen. In der Wohnung selbst finden sich deswegen auch viele Geschenke und Aufmerksamkeiten aus dem vielfältigen Land.

Aber – wie kam es dazu, dass sie eine Expertin in Sachen China wurde? „Es waren die Briefmarken. Ich sammle Briefmarken seit 1962. Ausschließlich Marken der Volksrepublik China. Anfang der Sechziger- jahre war ich mit einem Landwirt auf einem Hof in Prisser verheiratet. Als meine drei Kinder noch klein waren, war ich auf der Suche nach einem Hobby, das ich zu Hause ausüben konnte. Mein Mann und mein Großvater waren auch Briefmarkensammler. Aber ich wollte die schönsten Marken haben.“ Also habe sie ein wenig herumgefragt. Ein befreundeter Sammler gab ihr den Tipp, chinesische Marken zu sammeln. „Er gab mir die Adresse eines Fachmanns aus Hamburg. Dort bin ich dann hingefahren, und so fing alles an.“ Zuerst habe sie regelmäßig Marken zugeschickt bekommen. „Man fängt mit einem Abo an und bekommt alle paar Wochen Marken in einem Umschlag. Das ist aber langweilig“, findet Michel. 1964 habe sie zum ersten Mal ausgestellt – in Dortmund. „Man arbeitet sich, wie im Sport, von der Kreisklasse bis zur internationalen Liga hoch.“ Die Marken an sich würden sie gar nicht mehr so sehr interessieren, sondern viel mehr die „echt gelaufenen Briefe, die von einem Land ins andere gereist sind. Die erzählen eine Geschichte.“ Ihre Leidenschaft dafür ging so weit, dass sie selbst in China umherreiste und sogar Briefe an sich und ihren Mann verschickte. In einem Ordner finden sich Dutzende Briefe in chinesischer Schreibschrift, und weltweite Adressen. Alles Sammlerstücke anderer Briefmarkenfreunde. „Das ist das Schöne am Briefmarkensammeln, die vielen internationalen Kontakte. Das Zackenzählen bringt wenig Freude.“ Daher sei sie auch sehr früh schon in die chinesische Forschungsgemeinschaft „China Philatelie“ eingetreten. 12 Jahre war sie Vorsitzende und hat auch sehr viel in Fachmagazinen publiziert – bis heute. Und der „Gesellschaft des Chinesischen Volkes“ habe sie es zu verdanken, dass ihre philatelistischen Alben sogar um Marken mit ihrem eigenen Konterfei bereichert wurden.

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