Meditativ, dabei spannend

Kiebitz-Serie Hobbys: Seifensiederin Franziska Müller

bm Lüchow. Wenn Franziska Müller die in Klarsichtfolie eingeschlagene Holzform hervorholt, um den Inhalt vorsichtig herauszulösen und wie einen Kuchen anzuschneiden, ist sie jedes Mal gespannt und manchmal sogar etwas aufgeregt: „Man weiß ja nie, wie die Seife am Ende wirklich aussieht. Und ob die Konsistenz gut ist und der Geruch so ist, wie er sein soll“, erklärt die Lüchowerin. Denn zu ihren besonderen Leidenschaften zählt das Sieden von Seifen. Mittlerweile kenne sie sich recht gut aus, was ihr Hobby betreffe. In einem Abstellraum liegen Seifen in vielen unterschiedlichen Farben und Formen, hübsch aufgereiht auf einem Brett. Es duftet nach Basilikum, Zitrone oder Rose. „Ich mache sehr vieles selbst, ich koche auch Obst und Gemüse ein, und irgendwann dachte ich mir, ich könnte auch Seife und Shampoo selber machen.“

Der Herstellungsprozess dauere eigentlich gar nicht so lange. „Es ist eine gute Beschäftigung für verregnete Tage. Etwas Geduld braucht man schon.“ Damit meint sie den Siedeprozess, denn die Flüssigkeit dürfe auf keinen Fall kochen.

Auf einem Tisch steht bereits alles parat: Lorbeeröl, getrocknete Blütenblätter, eine ganze Palette voller kleiner Farbfläschchen, Vanillaessenz und die aufgeschlagene Seite eines Chemiebuches, auf der eine alphabetische Ölliste mit wichtigen Daten nachzulesen ist. „Ein paar chemische Kenntnisse braucht man schon.“ Denn den Grundstock ihrer Seifen bildet die Lauge aus Wasser und Na­triumchlorid, die sie als Erstes herstellt. „Das ist der einzige Part, bei dem man aufpassen muss, dass es nicht auf die Haut gelangt, denn das brennt und ätzt.“ In einer Schüssel mit kaltem Wasser rührt sie die Lauge an, die sich bis auf über 80 Grad erhitzt. Im Anschluss werden Kokosfett, Öl und eventuell Bienenwachs zum Sieden gebracht. Sobald sich die Lauge auf etwa 40 Grad abgekühlt hat, wird diese dazugegossen und mit einem Pürierstab verquirlt. Dann kommen Farb- und Geruchsstoffe dazu. „Von der Farbe sieht man erst nach zwei Tagen, wie es wirklich aussieht.“ So lange muss die Seife erst mal in ihrer Form stehen bleiben. Anschließend muss sie weitere sechs Wochen lagern, „ansonsten ist sie zu scharf“. Früher habe man sie oft im Kleiderschrank gelagert. „Das duftet dann auch ganz schön.“ Für Franziska Müller sei es ein meditatives Hobby – „und man hat immer ein Geschenk parat“.

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