Torsten Schoepe hielt einen Vortrag im Lüchower Gildehaus über die Stadt Lüchow, gespickt mit vielen Anekdoten und historischem Fachwissen.

Neue Infos über alte Geschichten

bm Lüchow. Torsten Schoepe ist ein echter Lüchower. 1959 dort geboren und aufgewachsen, hat er zwar durch seinen Beruf als selbstständiger Werbe- und Industriefotograf über vier Jahrzehnte in und bei Hildesheim gelebt, ist aber vor vier Jahren mit seiner Frau Kirsten wieder in seine alte Heimat zurückgekehrt. Seine Leidenschaft für Geschichte, insbesondere die Historie des Wendlands, gekoppelt mit einem großen Heimatgefühl, hat ihn zu einem Experten in Sachen Daten, Fakten und Fotos gemacht. In dem von ihm gegründeten Wendland-Archiv sammelt und sortiert Schoepe seit 2007 unzählige Fotos und Dokumentationen. Aus diesem Fundus heraus hielt der Hobbyhistoriker in der vergangenen Woche einen Vortrag – organisiert vom Lüchower Landfrauenverein – über die einstige Amtsstadt Lüchow, die bis heute das Versorgungszentrum und der Verwaltungssitz für die umliegenden Dörfer ist. Gespickt mit Fachwissen, Anekdoten und historischen Fotos, begeisterte Schoepe die etwa 70 Zuhörenden im Lüchower Gildehaus. So erfuhren die Anwesenden beispielsweise etwas über die „Großen Sonnabende“ und darüber, warum König Ernst August zweieinhalb Stunden für die Fahrt von Oerenburg nach Lüchow brauchte oder dass Gastwirtschaften nicht nur ein beliebter Treffpunkt für den Informationsaustausch waren, sondern auch Vorläufer der Sparkassen und Banken. Auch die Leinenproduktion der Landbevölkerung habe der Stadt über viele Jahrzehnte Aufschwung und Wohlstand gebracht.

Albrecht Hettig als „waschechter Lüchower“ erinnerte sich an seine Kindheit: „An den Sonnabenden kamen die Landwirte nach Lüchow, um einzukaufen. Mein Großvater sagte immer: Stadt und Land geht Hand in Hand. Wenn es der einen Seite gut ging, dann profitierte auch die andere Seite davon.“ An den „großen Sonnabenden“ habe es daher oftmals kaum ein Durchkommen in und um Lüchow gegeben, aufgrund der vielen Kutschen, die aus den Dörfern in die Stadt zum Einkaufen fuhren. Ein Grund, weshalb der einstige König so lange für die Fahrt in die heutige Kreisstadt brauchte.

Der Gestank aus den Flussläufen sei immer wieder Thema gewesen. Für Friedrich Bohlmann ein durchaus interessantes Detail: „Auch wenn ich begeisterter ‚Vielnutzer‘ des Wendland-Archivs von Torsten Schoepe bin, hat sein Vortrag für mich noch viele neue Detailinfos geliefert. Sehr eindrücklich waren beispielsweise die Zitate zu den Gerüchen der Stadt in der Nähe von Brauereien und der Abdeckerei.

Abwässer gingen direkt in die zahlreich durch Lüchow fließenden Gewässer.

Auf der Stadtkarte und den Fotos von früher vermitteln diese Bäche einen durchaus idyllischen Eindruck, nicht aber den Gestank von damals.“ Torsten Schoepe selbst freue sich nicht nur über das Interesse an seinen Vorträgen, sondern auch darüber, dass viel altes Wissen und alte Fotos an ihn herangetragen werden. „Die Menschen sind selbst daran interessiert, Historisches zu bewahren.“

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