In Seerau/L. steht die modernste Agro-Solaranlage der Bundesrepublik
bv Seerau/L. Von Nahem sieht es aus wie eine Mischung aus Star Wars-Ungetüm und überdimensioniertem Fahrradschuppen. Dabei ist die rund einen Hektar Ackerfläche überspannende Agro-Solaranlage auf dem Acker der Firma Steinicke in Seerau/L. ein bundesweites Pionierprojekt und als solches einzigartig. Die gigantische Fhotovoltaik-Anlage steht auf sechs Meter hohen Stelzen und bietet eine Durchfahrtbreite von zwölf Metern, damit auch breite Maschinen passieren können. Denn unter den Paneelen soll Schnittlauch angebaut werden – 30 Tonnen pro Jahr.
Diese doppelte Flächennutzung ist eine Win-win-Situation für Pflanze und Solarbetreiber. Oben wird Sonnenenergie gewonnen, darunter, unter den teiltransparenten Glas-Paneelen, wird Schnittlauch angepflanzt. „Die doppelt verglasten Module, die auf beiden Seiten Strom produzieren, schützen die Pflanzen gegen Hagel und Unwetter. Durch dieses Mikroklima benötigt man bis zu 20 Prozent weniger Bewässerung“, erläutert der verantwortliche Planer Markus Haastert. „Wir nutzen die Fläche doppelt“, erklärt Haastert, der mit dem Fraunhofer-Institut zusammenarbeitet: „Energie- und Landwirtschaft werden kombiniert.“
Die Pilotanlage wird mehr als 700 000 Kilowattstunden produzieren. Kostenpunkt: 1,3 Millionen Euro, 400 000 Euro davon kommen vom Bundesumweltministerium. Die Firma Steinicke wurde im Zuge des Umweltinnovationsprogramms ausgewählt. Soviel Innovation macht neugierig. Für die Förderung derartiger Leuchtturmprojekte setzt sich auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete Dr. Julia Verlinden aus dem Wahlkreis 37 ein. Die Umweltwissenschaftlerin besuchte die Anlage vor einigen Tagen. Der verantwortliche Planer Markus Haastert erläuterte die Anlage. „Es gilt, bei dem Thema viel Aufklärungsarbeit zu leisten“, so Haastert nach der Veranstaltung, „insbesondere, wenn Menschen nur aus der Energiewirtschaft kommen. Daher ist mir der langfristige Dialog zwischen Landwirten und Energiewirtschaft so wichtig.“
Julia Verlinden sieht das Projekt „als richtungsweisend an, weil es in Zukunft immer wichtiger wird, die begrenzten Flächen doppelt zu nutzen. Entweder kombiniert mit Landwirtschaft oder mit Naturschutzprojekten.“ Verlinden begrüßt das „vorbildliche Engagement“ der Familie Lettenbichler: „Dies ist ein Leuchtturmprojekt weit über die Region hinaus.“