rs Hitzacker. „Und singen können sie auch!“, hieß es am 23. August 1985 über 13 Männer des Schiffervereins Hitzacker, die seinerzeit zum Kreisschiffertreffen nach Neu Darchau gefahren waren. Angetan mit schwarzen Hosen, blau-weiß gestreiften Schifferhemden, roten Halstüchern und Prinz-Heinrich-Mütze gaben die Mitglieder des am 14. Mai des Jahres gegründeten Shanty-Chores Die Jeetzelstaker ihr Debüt. Schließlich wurde auch auf der Jeetzel gesegelt, getreidelt und gestakt. Zur Begeisterung der Gäste wurden Shantys dargeboten – eben jene Arbeitslieder, die ursprünglich auf Segelschiffen im 19. und 20. Jahrhundert gesungen wurden, um durch deren Takt die oft schwere Arbeit zu erleichtern und Bewegungsabläufe zu koordinieren.
Lokale Botschafter in Schifferhemden
Im Gründungsjahr waren die Jeetzelstaker der einzige Chor dieser Art zwischen Schnackenburg und Lauenburg – und ist es noch. Traditionell in dem beschriebenen Ornat gekleidet, singen sie auch 40 Jahre später von Fern- und Heimweh, von der Liebe und Abenteuern. So durfte man es am Sonnabend auf der Sonnenterrasse von Hitzackers Murphy‘s erleben, wo der Chor zu einer rund anderthalbstündigen musikalischen Weltreise einlud, deren Inhalte fachkundig Gerhard Puhlmann moderierte.
„Wir sind schon im gesamten Bundesgebiet aufgetreten“, entgegnete der Vorsitzende des Shantychores, Holger Kirsch, auf die Frage, wo man schon als singende Botschaft der Elbestadt gewesen sei. Schon im ersten Jahr habe man einige Auftritte gezählt, berichtet Kirsch, der seit 2017 dabei ist und seit drei Jahren den eigenständigen Verein, der bis vor wenigen Monaten dem Schifferverein Hitzacker von 1892 angegliedert war, leitet. Man habe bei Treffen, auf Stadtfesten, beim NDR-Wandertag, in Kliniken und Altenheimen, bei der Grünen Woche in Berlin gesungen, war beim Internationalen Shantyfestival in Oberursel, hatte eine Chrorreise nach Oborniki (Polen) unternommen und war sogar per Schiff nach England gereist. 2001 – quasi zur Hochzeit der Jeetzelstaker – habe man mit den seinerzeit 33 Mitgliedern gar 37 Auftritte gehabt. „Das hat uns schon an unsere Grenzen gebracht.“ Parallel entstanden zwischen 1998 und 2009 vier CDs. Weit über 100 Lieder umfasst das Repertoire des Chores, den man auch für Familienfeiern, Geburtstage und Jubiläen buchen kann.
Auch abseits ihrer Sangeslust waren die Shantys aktiv: 1995 begannen sie, in Eigenleistung den ehemaligen Kiosk am Kurpark in ein Shanty-Heim, als ein choreigenes Clubhaus, umzubauen. Schon 2002 war eine Erweiterung nötig, die 2003 fertig wurde. Dort, am Helmut-Meyer-Weg 2, wird dienstags ab 17.30 Uhr geprobt. „Wir freuen uns über jede neue Stimme, über jeden Musizierenden, der bei uns mitmachen möchte“, unterstreicht Kirsch. „Einfach vorbeischauen oder unter meiner (0152) 22769119 anrufen.“
Natürlich habe sich über die Jahrzehnte vieles verändert: So habe man zwar keine Kapitäne mehr in den eigenen Reihen – zu Beginn waren es sechs, aber man sei nach wie vor der traditionellen Musik verbunden. Wegweisend sei die Entscheidung gewesen, Frauen aufzunehmen, die mittlerweile etwa die Hälfte der 25 Mitglieder stellen. Mit Volldampf soll es weiter voraus gehen, am besten vor dem Wind. Übrigens: Live zu erleben sind Die Jeetzelstaker das nächste Mal in Hitzacker am 30. August bei „Musik am Fluss“.