Profi-Imker Christoph Antholz (Mitte) referierte auf Einladung in Groß Heide, eingeladen wurde er von Bernhard Hansl (links) und Eckhard Tietke vom hiesigen Imkerverein.

Seltener Beruf: Alles Handarbeit

bv Groß Heide. Rund 95 Prozent der Imker in Deutschland sind Freizeitimker. Da man pro Bienenvolk nur wenige hundert Euro pro Jahr verdienen kann, muss man viele Bienenvölker besitzen, um davon leben zu können. Die Arbeit ist schwer, aber auch abwechslungsreich, so erfuhren es Interessierte und Mitglieder des Imkervereins Lüchow-Dannenberg im Gasthaus Schulz in Groß Heide. Der im mecklenburgischen Dechow ansässige Christoph Antholz gehört zu den wenigen Berufsimkern Deutschlands. In einem Diavortrag nahm er die Anwesenden – Gäste und Mitglieder des Imkervereins Lüchow-Dannenberg – mit auf eine Reise durch das Bienenjahr.

Antholz besitzt 450 Bienenvölker und produziert 60 Tonnen Honig pro Jahr. Das klingt nach viel. Wenn man aber, aufgrund des Drucks im Weltmarkt, nur 1,70 Euro pro Kilo vom Großhandel bekommt, wie Antholz berichtete, ist es ein recht überschaubarer Lohn für überraschend viel Arbeit. Antholz ist aber nicht der Typ, der jammert. Vielmehr ist er jemand, der anpackt, und das schon „seit 32 Jahren im Vollerwerb“. 1987 hat er eine Imkerlehre im Bieneninstitut in Celle absolviert. Anschließend ist er nach Brasilien gegangen, im Rahmen eine Entwicklungshilfeprojektes, wo er mit der afrikanischen Biene arbeitete. „Da es Förderung gab“, habe er anschließend die Meisterschule absolviert. „Es gab nur 13 Anwärter in der Meisterklasse“, berichtet Antholz – Imker ist ein sehr seltener Beruf. 1992 habe er sich selbstständig gemacht.

Nun ist es nicht so, dass Christoph Antholz in der Zeit reich geworden ist, aber es lägen „zehn gute Jahre“ hinter ihm, berichtet der 59-Jährige, der weitaus jünger wirkt. Trotz der Umweltveränderungen, des hohen Pestizideinsatzes, der vielen Monokulturen, dem damit einhergehenden Verlust von Lebensraum und dem Klimawandel mit der zunehmenden Trockenheit.

So begegne ihm immer häufiger das Kastaniensterben, und wo er früher „auf Wiesen zwischen 40 verschiedenen Pflanzenarten gessesen“ habe, sei das heute vorbei.

Eine Sache aber habe sich gebessert: Das Verbot von Neonicotinoiden in der EU, extrem giftigen Insektiziden, habe dafür gesorgt, dass sich weniger Bienen verfliegen. Kein Scherz. Schon fünf Milliardstel Gramm der Chemikalie reichen aus, um eine Honigbiene zu töten, eine noch geringere Menge beeinträchtigt bereits ihren Orientierungssinn.

Gegen die niedrigen Weltmarktpreise hilft sich Antholz mit Direktvermarktung. Er verkauft seinen aufwändig produzierten Honig in Supermärkten und bietet seine Waren auf lokalen Märkten an. Der hiesige Imkerverein will Antholz und dessen Betrieb Anfang März in Dechow besuchen.

Für Laien ist die Imkerei ein Buch mit sieben Siegeln: Oft ist die Rede von Honigräumen, von Ablegerbildung, von Schwarmstimmung oder Frühzucht. Und es gibt viele Ansichten, wie es richtig gemacht wird. „Vier Imker, fünf Meinungen“, flüstert eine Zuhörerin.

Auch Berufsschullehrerin Elke Pengel hört aufmerksam zu. In ihrer Freizeit imkert sie begeistert. Sie hat sich die Arbeit mit den Bienen vom Schwiegervater beibringen lassen, dessen Honig sie gerne aß. „Ich wollte immer eigenen Honig ernten.“ Und, wie läufts? „Ab zehn Völkern wirds anstrengend“, lacht Pengel, momentan habe sie zwölf. Genug für rund 500 Kilo Honig pro Jahr, den sie ebenfalls direkt vermarktet.

Einen ganzer Tag pro Woche gehe in der Saison für ihre Leidenschaft drauf. Sie habe zwei feste Standorte im Lemgow. „Und wenn der Raps blüht, kommen sie da hin.“ Es sei „alles noch Handarbeit“. Aber man dürfe den Stundenlohn nicht ausrechen. „Es ist ein bißchen wie Dubai-Schokolade.“ Sie verkaufe ihren Honig an der Haustür, bei Rewe und im Reformhaus Lüchow sowie bei Tante Enso in Schweskau. Das Glas gibt es bei ihr für sechs Euro an der Haustür. „Ich habe die Preise nicht erhöht, ich finde, dass das viel Geld ist.“ Und: „Es ist eine tolle Arbeit, wenn die Saison startet. Obwohl mir am Anfang die Muskeln fehlen. Es geht ja von null auf 100, mit den schweren Körben, und man muss regelmäßig dabei sein. Am Ende der Saison bin ich stark.“

Es sei ein „Hobby, was viel Zeit“ koste. Im Winter, von Ende Oktober bis Anfang März, sei nichts zu tun, nur Vermarktung. „Aber von März bis Juli bin ich einen ganzen Tag am Wochenende mit den Bienen beschäftigt. Man rechnet pro Volk eine Stunde pro Woche. Und plötzlich hat man ganz viel Honig.“

Antholz arbeitet im Familienbetrieb, auch seine Kinder helfen gelegentlich mit. Vor allem das Abfüllen in Gläser ist ein mühsames Geschäft. Aber Antholz liebt seinen Job, trotz der vielen Arbeit. Er empfindet es nicht so. Beispielsweise fährt Antholz 60.000 Kilometer pro Jahr, mit Lkw und Anhänger, um seine Bienenvölker in den Schwarzwald zur Kastanienblüte oder nach Ingelheim bei Mainz zu bringen, wo die Blüte wegen des milden Klimas früh beginnt – „ein Paradies für meine Bienen“. Später holt er sie wieder ab und bringt sie in die Heide, in Akazienwälder oder an blühende Rapsfelder im Norden. Eins gelte immer: „Wir leben von der Sommertracht“.

Pro Jahr werden weltweit etwa 1,8 Millionen Tonnen Honig produziert. Weltmarktführer ist China mit rund 486 000 Tonnen pro Jahr, gefolgt von Türkei mit 96 300 Tonnen und dem Iran. Aber auch in der Ukraine werde guter Honig produziert, berichtet Antholz, der sehr günstig angeboten werde. Das drücke die Preise, erläuterte der Berufsimker, der, seitdem er den Meistertitel habe, auch junge Nachwuchsimker ausbilde. Sein Beruf fordere ihn, sagt Christoph Antholz. „Ich schätze an ihm seine Vielseitigkeit. Ich bin mit der Natur verbunden und erlebe die verschiedenen Jahreszeiten ganz bewusst, weil die Honigherstellung ihrem Zyklus ja folgt“, schwärmt der Profi. „Imkern ist reine Handarbeit, ich stelle ein reines Naturprodukt her, ohne jegliche Zusätze.“ Glück, das bedeute für ihn, seine Bienen zu beobachten, sagt Christoph Antholz. „Ich fahre durch Deutschland zu meinen Völkern und schaue meinen Bienen einfach zu. Das ist doch das Schönste.“

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