Poltergeist & Co.: Historiker sucht Augenzeugen
bv Lüchow. Stellen Sie sich vor, Sie kommen von einer Party und haben ein, zwei Bier über den Durst getrunken – sind gut in Fahrt, aber nicht volltrunken. Freunde nehmen Sie im Auto mit – Richtung Heimat – und lassen Sie an einer Wegbiegung aussteigen. Sie müssen noch rund einen Kilometer nach Hause laufen. Am Kolborner Friedhof vorbei. Und plötzlich steht da so ein seltsames Wesen. Es sieht aus wie eine Mischung aus Zwerg-Känguru und obskurem Fabeltier, auf zwei Beinen, ohne Haare, schwer zu beschreiben. Es hüpft einige Schritte neben Ihnen her – ohne anzugreifen oder wegzulaufen. Es läuft einfach nur neben Ihnen her. Klingt verrückt? Ist aber einem jungen Mann aus der Region passiert – so berichtet er jedenfalls. Erklären kann der es sich bis heute nicht. Genau solche Erlebnisse sucht der Historiker Lars Meyenborch – für sein neues Buchprojekt.
Komisches Wesen hüpft am Kolborner Friedhof auf und ab
Der junge Mann traf zufällig auf Meyenborch, der einen Blog („Düstere Plauschsichten“) für seltsame Phänomene im Internet betreibt. In einer Folge berichtet der junge Mann von dem Vorfall und erinnert sich an seine Wut, die er empfand, nicht aber an Angst, die er spürte. Und an die Fassungslosigkeit, die dieses Erlebnis bei ihm hinterlassen hat.
Meyenborch lebt seit einiger Zeit mit Frau und Kind in Lüchow. Er hat in diesem Jahr ein Buch veröffentlicht, in dem er historische Zeitungsmeldungen darstellt, die sich mit seltsamen Phänomenen beschäftigen – Himmelserscheinungen, Spuk und Ähnlichem („Von Geistern, UFOs & Seeungeheuern. Seltsames und Paranormales aus fünf Jahrhunderten“). Als Nachfolger plant Meyenborch ein Buch mit aktuellen Erlebnissen von Menschen aus dem Wendland. Denn das Wendland ist reich an Geistergeschichten und Erscheinungen aller Art, und dem Historiker geht es explizit um unerklärliche Phänomene. Und um geistig gesunde Menschen, die „komisches Zeugs“ erleben. Meyenborch fragt: „Sind sie Lügner oder Verrückte? Fehlanzeige! Es gibt auch völlig normale Menschen, denen Seltsames widerfährt.“
Frage: Was sollen die Leser melden? Suche nach seltsamen Erlebnissen aus erster Hand. „Im Prinzip alles!“, fordert Meyenborch. „Zum Beispiel seltsame Lichter und Objekte am Himmel, Spukerscheinungen, Poltergeister, merkwürdige Wesen und Kreaturen.“
Der Autor sucht nicht nach Erklärungen. „Werden die Wahrnehmungen ausgelöst durch Halluzinationen, Verwechslungen, falsche Erinnerungen? Das ist egal. Ich finde das Mysterium faszinierend.“ Die Erlebnisse können auch anonym geschildert werden – Meyenborch sichert Vertraulichkeit zu. „Auch können Menschen mir Geschichten erzählen, ohne dass ich sie veröffentliche.“
Was wohltuend sein kann, denn „die Erlebnisse werden zum Teil als belastend empfunden, aus Angst, verrückt zu werden“, betont Meyenborch. „Aber ich suche diese Erlebnisse vorurteilsfrei. Mir geht es nicht um Erklärungen, sondern um die Phänomene.“ Denn oft schon habe er erlebt, dass geistig gesunde Menschen Seltsames erleben. Er nehme diese Menschen ernst und sei eher „der neidische Beobachter“ – und Autor. „Denn wenn es keiner erzählt, gehen die Geschichten verloren!“
Frage: Wie sind Sie auf den Zeugen mit dem seltsamen Wesen in Kolborn gestoßen? Meyenborch: „Ich habe anonym eine Anfrage in der Jodel-App gestellt, einer Art lokalem Twitter. Daraufhin hat er sich gemeldet. Er war bereit, sich mit mir zu treffen. Es geht dabei nicht um Geld oder Publicity – es geht da-rum, die Erlebnisse mit der Welt zu teilen.“ Und warum das Ganze? „Mit den bisherigen Modellen kann man nicht alle Phänomene erklären. Es gilt, unbekannte Antworten zu entdecken.“
Wer seine Erlebnisse teilen will, kann eine E-Mail an duestereplauschsichten@gmail.com schicken oder eine SMS an (0152) 02 56 41 23.