Skizzenblock immer dabei

Bedeutender Aquarellist: Helion wurde 80 Jahre alt

bv Satemin. Es ist das Licht, was die Aquarelle von Helion ausmacht, diese unvergleichliche Art, das Leuchten einzufangen und wiederzugeben. Ob frühmorgens im Herbst im Deichvorland an der Elbe bei Damnatz, ein lauschiger Sommertag in Ahrenshoop, die Similaunhütte in den Ötztaler Alpen oder die Zentralroute in Afghanistan – der Maler schafft es, Licht und Farbe als wichtigste Gestaltungsmittel bei Aquarellen mit meisterhaftem Können einzusetzen. Ihm reichen dabei oft wenige Striche, um die Weite des Raums einzufangen.

Der riesige Himmel, das weite Meer und die Elbe im Wendland prägen seine Bilder bis heute.

Neben dem Gespür für Stimmungen zu den verschiedenen Tages- und Jahreszeiten und der Fähigkeit, die Launen des Lichts, die Ruhe der Linien, die Bewegung stürmischer Wetter, klirrende Kälte, flirrende Luft einzufangen, sind Tiefe und Weite hin zum fernen Horizont die herausragenden Merkmale seiner Arbeiten. Menschen sind auf seinen Landschaftsbildern selten zu sehen, dafür die Spuren, die sie in der Landschaft hinterlassen: einzelne Gebäude, Zäune, Wege, Brücken, Boote, Gräben.

Helion, der Name ist auch im Reisepass eingetragen, sitzt mit seiner Frau Karin Davidts auf der Bank vor seinem Ate-lier in Satemin. Beide zünden sich jeweils eine Zigarette an. „Am Heiligen Abend 2023 bin ich 80 geworden“, lacht Helion. Er teilte dieses Schicksal, den Geburtstag am ungünstigsten Tag des Jahres zu haben, mit seinem Großvater in Ulm. „Da musste ich als Kind immer hinfahren, um ihm zu gratulieren.“

An Weihnachten wurde Helion also 80 Jahre alt – aber erst ein halbes Jahr später, zur KLP 2024, ist der große Katalog zu dieser bedeutenden Wegmarke erschienen, der Helions Leben auf faszinierende Weise nachzeichnet. In nüchternen Zahlen: 200 Seiten, Hunderte von Motiven aus sechs Jahrzehnten, Faksimiles von Reisetagebüchern, Fahrkarten, Pässen, dazu wunderbare kleine Texte, die Helions Weg Revue passieren lassen. Karin Davidts hat diese Texte verfasst. Unaufgeregt schafft sie es, dieses reiche und erfüllte Leben in Worte zu kleiden, Helions Weg vom malenden Kind zum anerkannten Künstler nachzuzeichnen. Der Katalog beantwortet alle Fragen, die Interessierte ihm stellen: vom Namen Helion – um den Sonnengott Helios nicht zu erzürnen, wurde eben Helion gewählt, das Sonnengöttchen – bis zu seiner Lieblingsmaltechnik, dem Aquarell.

Und seinem Lieblingsinstrument, der Zither, auf der er auch Jazz und Blues spielt, auch in den Kneipen des Wendlands.

1943 als jüngstes von vier Kindern in Geislingen geboren, wuchs Helion auf der Schwäbischen Alb auf. Nach Tübingen folgte Berlin, um der Einberufung zu entgehen. Den Aufbruch in ein neues Leben markierte sein Entschluss, seinen Beruf zu kündigen, fortan als Barkeeper zu arbeiten und schließlich eine eigene Kneipe zu eröffnen. Über den Journalisten Kai Herrmann und das „Penökel“, ein Lokal in Landsatz, kam Helion ins Wendland. Zuvor noch begab sich der Maler auf Reisen. Mehrere Jahre hat Helion „en route“, auf dem Weg, zugebracht, reiste durch Indien, Afrika, Pakistan, Nepal und den Iran. Immer im Gepäck: sein Skizzenbuch und der Malblock.

Helion malt am liebsten in Aquarell. Denn dort müssen die weißen Stellen vorgedacht werden, die später im Malprozess für das Leuchten sorgen. Genau diese Herausforderung ist es, die Helion liebt. Von der berührenden Schönheit seiner Arbeiten kann man sich in Satemin selbst überzeugen: Die Ausstellung ist nach Vereinbarung täglich geöffnet: Info unter Tel. (0 58 41) 97 19 89.

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