Serie Wasserhaushalt: Neue Wege gehen
bv Lüchow-Dannenberg. Es gibt einen einfachen, aber wirksamen Trick, um dem Klimawandel in zumindest einem Punkt wirksam zu begegnen: Stauanlagen errichten, um den Grundwasserpegel abzusichern. Ein Blick ins Lexikon erklärt, warum: „stau·en, schwaches Verb: (etwas Fließendes, Strömendes) zum Stillstand bringen – und dadurch ein Ansammeln bewirken, ‚einen Bach stauen‘“. Und das ist schon alles. Zumindest in der Theorie.
Mit dem Einrichten von Stauanlagen kann der Niederschlag, welcher – wie Klimatologen voraussagen – sich künftig überwiegend im Winterhalbjahr konzentrieren wird, deutlich effektiver zur Grundwasserneubildung beitragen, als wenn er oberflächlich abfließt. Das erklärt Bastian Gülstorf vom Team der Ökologischen Station Wendland-Drawehn des BUND in Bergen. Neben der Gebietsbetreuung und dem Monitoring geschützter Arten in den europäischen Schutzgebieten (FFH- und Vogelschutzgebiete) ist er auch für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und hat mit dem Kiebitz eine Mini-Serie zum Thema Wasserrückhalt erarbeitet.
Teil eins beschäftigt sich mit dem Thema Wasserrückhalt. „Welche Begriffe assoziieren Sie mit Gräben? Vielleicht Kulturlandschaft, Lebensraum, Nahrungsquelle oder Wasserhaushalt?“, fragt Bastian Gülstorf rhetorisch. Wir fragen zurück: Wasserrückhalt?
„Ja genau, auch wenn Gräben ursprünglich für genau das Gegenteil – die allmähliche Trockenlegung der einst zu nassen und schwer erschließbaren Landschaft – angelegt wurden, so können Gräben durch Stauanlagen auch zum Wasserrückhalt beitragen. Dass es zunehmend wichtiger wird, das Wasser möglichst lange in der Landschaft zu halten, lässt sich daran erkennen, dass viele Gräben nach den Regenfällen der vergangenen Wochen immer noch trocken sind – und nach den Dürrejahren der Grundwasserstand noch nicht aufgefüllt werden konnte.
Für die Landwirtschaft kann weniger Niederschlag gar existenzbedrohend sein, wenn im Hochsommer der Niederschlag überwiegend ausbleibt sowie die Beregnung mit Grundwasser stark eingeschränkt wird. Zwei, drei Jahre mit Ernteausfällen können einige Landwirte vielleicht noch kompensieren, aber wenn der ausbleibende Regen künftig zur Regel werden sollte, werden nicht nur kleine Landwirte vor schier unlösbare Aufgaben gestellt, sondern wir alle.“
Die Folgen des fehlenden Wassers in der Landschaft für Tiere, Pflanzen und Pilze und damit auch für die Menschheit seien dagegen noch gar nicht abschätzbar, meint Gülstorf: „Denn die evolutionäre Anpassung an das lokale Klima hat mindestens mehrere Tausend Jahre beansprucht, sodass das ,plötzlich‘ in der Landschaft fehlende Wasser eine ernst zunehmende Bedrohung für an Feuchtigkeit angepasste Organismen darstellt. Sie werden schlicht für immer verschwinden, denn Wiederansiedlungsprojekte sind häufig schwierig bis unmöglich“. Jedoch: Mit dem Einrichten von Stauanlagen kann der Niederschlag, wie eingangs beschrieben, deutlich effektiver zur Grundwasserneubildung beitragen, als wenn er oberflächlich abfließt.
Darüber hinaus würde das in der Landschaft gehaltene Wasser die Böden länger feucht halten, sodass die Beregnung reduziert werden könnte. In der Landgraben- und Dumme-Niederung sind punktuell seit Jahren zeitweilig Staue eingerichtet worden, die jederzeit wieder entfernt werden können. Sie dienen der Erprobung, ob und wie der Stau sich auf umliegende landwirtschaftlich genutzte Flächen auswirkt. Optimalerweise sind zeitweilige sowie feste Staue regulierbar, sodass zu viel Wasser bei Bedarf entsprechend abgelassen werden kann. Wohingegen bei ausbleibenden Niederschlägen durch das Anstauen von Gräben aktiv zum Wasserrückhalt und damit zur Grundwasserneubildung in der Fläche beigetragen werden kann. Damit nicht, wie es in einigen Regionen dieser Welt bereits heute üblich ist, in Zukunft der Wasserlaster kommen muss, um die Trinkwasserversorgung sicherzustellen.