Noch junge Mittelaltergilde Elbe-Wendland e. V. stellt sich vor
bv Dannenberg. Burghard, Tina, Swantje und Andreas sind so unterschiedlich, wie man sich nur vorstellen kann. Die eine hat einen Pferdehof, die andere betreibt eine Hundeakademie. Der Dritte ist pensionierter Baustoffprüfer, als Rentner aber immer noch weltweit im Einsatz, und der Vierte arbeitet in der Verwaltung von Lüneburg. Was sie alle eint, ist, dass sie Mitglieder der noch jungen Dannenberger Mittelaltergilde sind. So unterschiedlich ihre Lebensentwürfe sind, sie alle teilen dasselbe Hobby – sie spielen Mittelalter. In der malerischen Kulisse der historischen Fachwerkstadt hat sich im vergangenen Jahr die neue Gruppe formiert, die die Ereignisse des Jahres 1223 lebendig werden lässt.
Unter Leitung von Swantje Winkes versammeln sich Laiendarsteller, die mit Spaß und Engagement in die Welt des Mittelalters eintauchen. „Im Moment sind wir 25 Mitglieder mit einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren. Und wir sind stets offen für neue Interessierte aller Altersgruppen“, betont Swantje Winkes – sie spielt Hildegard, die Amme. Da Winkes die Vorsitzende des Vereins ist, darf hier ihr Nachname genannt werden, „ansonsten gab es im Mittelalter keine Nachnamen“, betont sie.
Zentrales Thema der Gilde ist die Gefangenschaft von König Waldemar im Waldemarturm. Die Mitglieder schlüpfen in verschiedene Rollen, um die Geschichten dieser Epoche nachzustellen. Andreas, mit stilechtem Rauschebart, verkörpert eindrucksvoll Hermann von Salza, einen Hochmeister des Deutschen Ordens, während Burghard die Rolle des Kaisers Friedrich II. übernimmt.
Verwaltungsbeamter Andreas wollte schon immer Schauspieler werden
Andreas wollte schon immer Schauspieler werden – hier darf er sein Talent ausleben. Mit selbst geschriebenen „Monotheaterstücken“ – ein Erzähler spricht, die Schauspieler spielen ohne Sprechrollen – bringt die Gilde historische Figuren auf unterhaltsame Weise zum Leben. „Dabei wollen wir aber kein Folklore-Verein sein, sondern wollen Wissen vermitteln, Geschichte zum Anfassen“, betont Winkes. Jeder habe sein Spezialgebiet, was für authentisches Ambiente sorge und Mittelalter für jeden erlebbar mache. Mit einer kulinarischen Errungenschaft sorgte die Gilde auf Mittelaltermärkten in Wismar, Salzwedel und Artlenburg für Begeisterung: die Schinken- und Moorschnuckenbraten, über offenem Feuer zubereitet, serviert auf Graubrot mit Krautsalat.
Ein Problem, welches gleichzeitig eine größere künstlerische Bandbreite ermögliche, sei, dass es über die Gewänder von einfachen Leuten keine zuverlässigen Beschreibungen gebe. „Da gibt es viel Interpretationsspielraum“, betont Winkes, die ausdrücklich begrüßt, dass jede und jeder sich so zeigen könne, wie sie oder er es mit seiner Vorstellung vom Mittelalter vereinbare. Denn die Mittelaltergilde zeichnet sich durch ihre offene und bunte Gemeinschaft aus – „und das bei einer guten Gesprächskultur“. Ganz wichtig: Rechtes Gedankengut findet keinen Platz, stattdessen wird ein respektvoller Austausch gefördert. Es sei schon vorgekommen, dass ein Bewerber deswegen abgelehnt wurde.
Die Gilde trifft sich alle 14 Tage, um ihre Faszination für das Mittelalter zu vertiefen, um Stücke zu proben und neue Ideen zu entwickeln. Der nächste große Mittelaltermarkt in Dannenberg ist wieder für das dritte Juli-Wochenende geplant. Auch auf dem Kartoffelsonntag am 3. November ist die Mittelaltergilde mit einem Stand vertreten. Wer Interesse hat, mitzumachen, der kann sich unter www.mittelaltergilde.org informieren.