Die Kreisfeuerwehrbereitschaft 2 (KFB 2), Umwelt
Wer im Zusammenhang mit dem Wendland an Einsatzkräfte in Schutzanzügen mit schwerem Atemschutzgerät, giftigen Dämpfen und Dekontamination denkt, dem mag unweigerlich zuerst Gorleben in den Sinn kommen. Doch: „Wir sind nicht für Gorleben geschaffen worden!“, erklärt Stefan Schmidt, Bereitschaftsführer der Umweltbereitschaft. Nach der Grenzöffnung und dem Wiederaufbau der Dömitzer Brücke nahm der gewerbliche Güterfernverkehr – und damit auch der Transport von gefährlichen Stoffen – auf den Kreisstraßen deutlich zu. Diese Tatsache veranlasste die verantwortlichen Führungskräfte der Kreisfeuerwehr, zusätzlich zur bereits seit einigen Jahren bestehenden Strahlenschutzgruppe der FF Lüchow 1994 einen Gefahrgutzug ins Leben zu rufen. In 2007 entwickelte sich daraus eine eigene Bereitschaft, die KFB 2 Umwelt mit mittlerweile vier Fachzügen. Die Spezifikation der einzelnen Züge gliedert sich auf in: Gefahrgut- und Ölschadensbekämpfung, Spüren und Messen von Gefahrgut, Dekontamination und dem vierfachen Brandschutz (Wasser, Pulver, CO2 und Schaum). Nach dem ersten nachgewiesenen Vogelgrippefall in Nachbarkreisen gliederte sich der Fachzug Tierseuchenbekämpfung 2006 der KFB 2 an. Je nach Alarm- und Ausrückeordnung werden die einzelnen Fachzüge auch autark angefordert.
Die KFB 2 verzeichnet aktuell 97 Feuerwehrfrauen und -männer. Sie alle haben die normale Laufbahn bei einer Freiwilligen Feuerwehr eingeschlagen und sind darüber hinaus befähigte Atemschutzgeräteträger. Der ehrenamtliche Einsatz für die KFB 2 ist sehr zeitintensiv, berichtet der Bereitschaftsführer. Gefahrgut- und Sonderlehrgänge und weitere Fortbildungen sind sehr umfangreich. Einsätze, Übungen, Lehrgänge und nebenbei noch die normalen Feuerwehrdienste – da kommen im Jahr über 1300 Stunden zusammen. „Man trägt den Feuerwehr-Virus in sich, wenn man sich für die KFB 2 entscheidet“, erklärt Schmidt das zeitintensive Engagement seiner ehrenamtlichen Kameraden. „Und vielleicht muss man auch ein bisschen bekloppt sein“, schmunzelt der Bereitschaftsführer, der sich vor 45 Jahren selbst mit dem Feuerwehr-Virus infiziert hat.
„Da, wo alle schreiend weglaufen, gehen wir rein!“
Das ist das Motto der Umweltbereitschaft. Dafür sind die Frauen und Männer mit speziellen Chemikalienschutzanzügen ausgerüstet. Helm, Atemschutz und Anzug lasten mit 20 Kilo auf den Schultern der Einsatzkräfte. Handschuhe und Schuhwerk in Einheitsgrößen schränken die Bewegungsfreiheit des Trägers zusätzlich ein. „Die Anzüge sind wie ein abgeschlossener Mikrokosmos“, erklärt der Bereitschaftsführer der KFB 2 Umwelt, Stefan Schmidt. Der Einsatz in den erfolgt stets im Trupp, also mit zwei Brandschützern, und ist begrenzt auf rund 30 Minuten. Ein Sicherungstrupp steht immer bereit. Die Tätigkeit unter Atemschutz ist die größte Herz-Kreislauf-Belastung, welche Arbeitsmediziner kennen. Deshalb steht zum Eigenschutz bei jedem Einsatz eine Schnelle Einsatzgruppe (SEG) des DRK bereit.
Aufgrund der eingeschränkten Kommunikation und Bewegungsfreiheit im Schutzanzug „muss sich der Träger absolut auf seinen zweiten Partner verlassen können“, so Schmidt. Mit einer speziellen Kommunikationseinheit im Anzug könne der Trupp freihändig kommunizieren. Im Kreisgebiet stehen 14 Anzüge zur Verfügung, das bedeutet, dass im Ernstfall auf sieben Trupps zurückgegriffen werden kann. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, werden regelmäßig spezielle Übungen absolviert. Die Fingerfertigkeit mit den Handschuhen muss ständig geübt werden. Je kleiner die Dinge, desto intensiver das Training. Da auch alltägliche Handlungen, wie zum Beispiel eine Burger-Bestellung, in den Schutzanzügen zur Herausforderung mutieren, wurde 2018 kurzerhand die nahe gelegene Fastfood-Filiale als Übungsziel auserkoren – also ausnahmsweise einmal ein Einsatz dort, wo die meisten Menschen in freudiger Erwartung hinlaufen.