Die Höhenrettung der Kreisbereitschaft 1
Den ersten Sprung vom „Dreier“ vergisst niemand. Oben angekommen, reicht der Blick über den Sprungbrettrand ins Nichts. Am Brettende glitzert einem das Wasser bedrohlich entgegen und die Oberfläche scheint sich immer weiter zu entfernen. Der Einsatzort der Höhenrettung der Kreisfeuerwehrbereitschaft Lüchow-Dannenberg ist dreißig Mal so hoch – dreißig Mal höher als ein Drei-Meter-Brett. „Die Nabenhöhe der Windkraftanlage in Beesem am Fuchsberg beträgt 100 Meter“, weiß Zugführer Dirk Bauer. Wenn bei der Wartung einer solchen Anlage einer Person des Fachpersonals etwas zustößt, rückt der zwölfköpfige Trupp unter seiner Führung an.
Seit etwa 25 Jahren gibt es Windkraftanlagen im Kreisgebiet. Der 57-Jährige Brandschützer ist seit 1998 ausgebildeter Höhenretter. Also schon lange bevor die Höhenrettung im Jahr 2018 in die Kreisfeuerwehrbereitschaft integriert wurde und in der Zeit von 2006 bis 2018 noch Sache des Erkundungsbergwerkes Gorleben war.
Windkraftanlagen bis 80 Meter Nabenhöhe sind mit einer Leiter ausgestattet. Alles darüber zusätzlich mit einem Aufzug. Eine Rettung erfolgt jedoch stets außen, denn im Inneren der Anlage sind die geringsten Durchmesser – 50 bis 60 Zentimeter – für eine Rettung ungeeignet. Große Windkraftwerke haben entsprechende Öffnungen. Eine sorgt für Frischluft, um die Elektronik zu kühlen und eine zweite Öffnung dient dem Wartungspersonal dazu, Material nach oben zu befördern. Die Höhenretter nutzen Letztere, um verletzte Personen aus 80 bis 100 Metern Höhe abzuseilen.
Einsätze in dieser Höhe sind zeitintensiv. Vom Notruf bis zum Eintreffen am Einsatzort können 30 Minuten verstreichen. Ein Verletzter muss mit entsprechender Wartezeit rechnen, bis die Einsatzkräfte ihn in der Gondel, dem Maschinenhaus, erreichen. Da braucht es Sitzfleisch.
Für einen Einsatz in 80 Metern und höher müssen die beteiligten Einsatzkräfte gut ausgebildet sein. Vom Grundsatz her kann jeder Freiwillige Feuerwehrmann mit abgeschlossener Trupp-mannausbildung Höhenretter werden. Doch braucht es weitere Voraussetzungen, ein Sprung vom „Dreier“ sollte auf jeden Fall auch kein Problem sein!