„Neun-Tage-Wunder der Hochkultur“
tj Hitzacker. „Coming of age“, so heißt es im Englischen, wenn es um das Erwachsenwerden geht, um Entwicklungen. Auf sie warfen am Sonnabend auch die 78. Sommerlichen Musiktage im Verdo in Hitzacker einen Blick – das erste Konzert fast ausverkauft, das zweite mit mehr freien Plätzen. Das Nachmittagsprogramm wies direkt auf das Festivalmotto „Hi.Mozart“ hin, bei ihm war Coming of age ziemlich wörtlich zu verstehen. Beim Lied, um dessen Entwicklung vom Beginn im Mittelalter bis zur Gegenwart es am Abend ging, eher als Bild. So oder so – beide Konzerte endeten mit großem Applaus.
Anna Lucia Richter und ihr Klavierpartner Ammiel Bushakewitz hatten ihrem Programm das Motto „Licht!“ gegeben. Und abgesehen von den Texten – Licht ist in seiner dramatischen Vielfalt dem Lied nahe –, jedes erzähle „große Geschichten auf kleinem Raum“, so Richter. Sie bot eine sängerische Sternstunde: feinfühliger Umgang mit der Palette der Klangwerte von Vokalen und Konsonanten, jede Nuance in die folgende fließend, um sensiblen Umgang mit dynamischen Werten erweitert.
Mozarts Entwicklung ist eng mit seinem Weg nach Wien verknüpft, und den zeichnete das erste Konzert nach: in einer Mischung von dramaturgischem Impressionismus und Drip-Painting. Für das Eden- und das Lysios-Quartett war das Konzert Beginn der Streichquartett-Akademie, sie bestanden ihn mit Bravour. Im zweiten Teil dieses Konzerts ging es um Wien und um die Musik, die Mozart dort schrieb.
Es gebe Hörer und Zuhörer, hatte Trägervereinsvorsitzender Dr. Christian Strehk unter Berufung auf Helmut Lachenmann in seiner Begrüßung gesagt: Zuhörer suchten die Erbauung, Hörer das, was die Kammermusik „im Innersten zusammenhält“. Letztlich bestätigte der Tag, was Strehk meinte, als er das Festival als „Neun-Tage-Wunder der Hochkultur“ bezeichnete.