lk Hitzacker– Mit einem Konzert, das mehrere Musikergenerationen und Festivalintendanten auf die Bühne brachte, sind am Sonntag die 80. Sommerlichen Musiktage zu Ende gegangen. Intendant Oliver Wille hatte die ehemalige Intendantin Carolin Widmann eingeladen, die Jubiläumsausgabe mit jungen Nachwuchsmusikerinnen zu beschließen. Auf dem Programm standen Erwin Schulhoffs vor gut 100 Jahren komponiertes Streich-sextett und Felix Mendelssohn Bartholdys Oktett – das Werk eines 16-Jährigen, vor 200 Jahren entstanden. Als Solowerk zwischen diesen beiden Kammermusikwerken spielte Carolin Widmann einige der vor 50 Jahren komponierten Capricci von Salvatore Sciarrino, die das Publikum im Vorfeld des Festivals über die Webseite hatte auswählen dürfen. Wie Oliver Wille launig beim Abschlusskonzert ankündigte, hatte das Publikum „prompt das anspruchsvollste Werk ausgesucht“.
Über 8.000 Besucher
„80!“ war in diesem Jahr das Motto des neuntägigen Festivals mit dem Untertitel „Tradition ist Innovation“. Stars wie Martha Argerich, Elisabeth Leonskaja, Helmut Deutsch und Midori standen mit langjährigen Weggefährten und jungen Musikerinnen und Musikern auf der Bühne. Auch in der 2024 initiierten Debütreihe präsentierten sich in dieser Festivalausgabe vornehmlich junge Pianistinnen und Pianisten, die bei großen Wettbewerben auf sich aufmerksam gemacht haben und in Hitzacker in Kooperation mit den Steinway Prizewinner Concerts auftraten. Neben diesen jungen Musikern gaben auch das Amelio Trio und das Viatores Quartett ihre Debüts in Hitzacker.
In bewährter Tradition hatten Oliver Wille und sein Kuss Quartett das Festival am letzten Juli-Wochenende mit einem Konzeptabend eröffnet. Danach folgte ein Klavierabend der knapp 80-jährigen Elisabeth Leonskaja, die feinfühlig, jugendlich fingerfertig und mit einem besonderen Klanggespür sowohl solo als auch im Duo mit dem jungen Pianisten Mihály Berecz Werke von Bartók, Liszt, Schubert und Schostakowitsch interpretierte.
Besonders vom Publikum nachgefragt und unglaublich berührend musiziert war der Klavierabend von Martha Argerich zusammen mit dem jüngeren Anton Gerzenberg vor ausverkauften Reihen. Darüber hinaus waren vor allem das Programm von Götz Alsmann sehr gut verkauft sowie das Konzert von Midori mit ihrem Klavierpartner Özgür Aydin am zweiten Festival-Wochenende.
Eine große kammermusikalische Vielfalt, in diesem Jahr gepaart mit viel Klavierrepertoire und einigen interdisziplinären Konzertformaten machten den Reiz dieser Auflage aus. Katharine Mehrling gab begleitet von Bassposaune (Maxine Troglauer) und Akkordeon (Goran Stevanovich) einen eigens für die „Sommerlichen“ konzipierten Kurt-Weill-Abend. Götz Alsmann entführte mit seiner Ukulele in die Welt des Schlagers. Das Kuss Quartett und die Sopranistin Sarah Maria Sun führten „Songs for the end of the world“ der diesjährigen composer-in-residence, Sara Glojnarić auf. Im „Forum Nachhaltigkeit“ machte das Ensemble musica assoluta zusammen mit der jungen Cellistin Valérie Fritz und der Künstlerin cylixe aufmerksam auf unseren Umgang mit der Natur und dem Meer.
Die 80. Musiktage konnten im Vergleich zum Vorjahr mit weit über 8.000 verkauften Karten einen Besucherzuwachs verzeichnen. Oliver Wille zeigte sich ausgesprochen zufrieden. Diesmal fanden alle 22 Konzerte und Veranstaltungen im Verdo statt, das beliebte „Chorsingen für alle“ wurde im Gartenareal des Verdo ausgerichtet – ebenso wie einige Künstlergespräche.
Im kommenden Jahr wird sich das älteste Kammermusikfestival Deutschlands thematisch vom 25. Juli bis 2. August um Haydn drehen.