Saatgutbörse in Lenzen (Elbe) mit reichhaltigem Angebot
kek Lenzen. Nur drei Stände für Pflanzenfreunde gab es, als am vergangenen Samstagnachmittag die diesjährige Saatgut-Tauschbörse in Lenzen ihre Pforten öffnete. Doch bekanntlich ist bei so vielen Ereignissen nicht die Quantität entscheidend, sondern die Qualität.
Eingerahmt von kulinarischen Angeboten wie Bratwurst und Kaffee mit selbst gebackenem Kuchen, wurde die Börse dann auch mit regem Besuch belohnt. Und wer auch gekommen war – und dazu gehörten Gäste aus dem Wendland, der Altmark und der Prignitz –, hatte einen triftigen Grund, um sich hier umzuschauen.
So interessierte sich ein Ehepaar insbesondere für die historischen Kartoffelsorten, die der Mellener und einzigeKartoffelzüchter Reinhold Jacobs präsentierte. „Wie pflanzt man die denn?“, war dort wohl die Standardfrage. „Ganz normal, aber erst nach Mitte Mai“, war die Antwort. Immerhin gab es beim Züchter auch „Patersons Victoria“, eine aus England stammende mittelfrühe bis späte Kartoffel, die bereits 1863 zugelassen worden war. Am Stand eines Hitzackeraners konnten alle Interessierten Sämereien von Gelbem Dattelwein, blauem Bananen-Kürbis, orangefarbenem Hokkaido und überhaupt allen möglichen Tomaten- und Blumensorten mitnehmen, die der gebürtige Franzose aus Bio-Sämereien herangezogen hatte. Mit dazu gehörten auch Samentütchen mit Artemisia annua, einer speziellen Beifuß-Sorte, die im Ruf steht, erfolgreich gegen Covid19 eingesetzt werden zu können. „Dieses „Covid-Organics“ ist die Lösung der Covid-Krise, Afrikas Geschenk an die Welt“, soll der Präsident von Madagaskar, wo zehn Prozent der Weltproduktion dieser Heilpflanze angebaut werden, gesagt haben.
Besonders großen Zulauf gab es am Stand von Heiko Bölk und Annika Badenhop, die eine Auswahl von mehr als 60 verschiedenen Sämereien des VERN (Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen) Greiffenberg mitgebracht hatten. „Die werden bei uns auf der Burg Lenzen das ganze Jahr über angeboten, und das Interesse daran ist immer groß“, wussten die beiden Burg-Mitarbeiter zu berichten. Was ja auch kein Wunder bei solchen Bezeichnungen wie „Berliner Aal“ (eine Freilandgurke von 1878), Goldforelle (ein bereits 1850 erwähnter Salat) oder Ostpreußische Peluschke“ (eine starkwüchsige Felderbse) ist.
So erwarb eine junge Frau aus Holtorf ein Salat-Päckchen namens „Brauner Trotzkopf“ –lediglich des vielversprechenden Namens wegen. „Mal sehen, was daraus wird“, freute sich die ehemalige Großstädterin.
„Und denken Sie bitte daran: Unsere nächste Börse ist im Mai, da können hier dann Jungpflanzen getauscht werden!“, informierte Heiko Bölk, der jedem Käufer zusätzlich auch noch ein Samentütchen mit heimischen Wiesenblumen mitgab, die Besucher. „Falls das Gemüse nichts wird!“
Was aber wohl eher als Scherz gemeint ist, denn die VERN-Sämereien sind sorten- und samenecht. Und wenn der viel gepriesene „grüne Daumen“ noch mit dazukommt, wird sich Anfang September, wenn die dritte Pflanzenbörse mit Obst, Gemüse, Kräutern und Blumen aufwarten wird, den Pflanzenfreunden zeigen, dass sich der Auftakt für sie gelohnt hat.